Wie wir euch im letzten Bericht schon verraten haben sind wir die Nordroute der Mongolei gen Westen gefahren. Die malerische Landschaft haben wir leider nicht immer so gebührend genießen können. Nachdem sich die Hälfte unserer elektronischen Geräte schon am Tag der Grenzüberschreitung verabschiedet hatte, konnten wir zunächst nicht mehr Fotografieren oder Navigieren.
Reparaturversuche waren natürlich erfolglos, sodass wir erst mal auf eine kleine Ersatzknipse und unsere Handys zum Navigieren umstellen mussten. Natürlich haben wir auch Papierkarten dabei aber damit in der Mongolei zu navigieren ist äußerst schwierig. Das OSM Kartenmaterial für die Mongolei ist jedoch außerordentlich gut, denn auch die mongolischen Fahrer sind fast immer mit GPS unterwegs. Aber das Handy tuts ja auch. Die richtige Fährte haben wir jedenfalls gefunden und haben uns durch den äußerst dünn besiedelten Nordwesten der Mongolei gekämpft. Ein kurzer Abstecher zum Uvs Nuur durfte dabei auf keinen Fall fehlen. Nach kurzem Versorgungsstopp in Ulangom machten wir uns auf zu den Dünen am Salzsee als dann auch noch mein Handy den Geist aufgab. Bis auf einen kurzen Umweg haben wir den Weg dorthin trotzdem gut gefunden. Wie eine Oase liegt die Jurtensiedlung zwischen Sanddünen und Salzsee auf einer wunderschönen grünen Wiese.
Zufrieden mit uns und der Welt wollte ich mir gerade ein Bier auf machen als ein Mongole vorbei kam und anfing unser Auto zu untersuchen. Neugierig sind sie alle. Alles muss angefasst und auf festen Sitz geprüft werden. Gerade als ich beschlossen hatte an dem Sattel seines Pferdes genauso herum zu zotteln wie er an meinem Auto, gab er Ruhe und setzte sich hin. Da saß er nun und ich musste feststellen dass die Kommunikation mit Mongolen schier unmöglich ist. Die Sprache ähnelt keiner mir bekannten und auch die Gestik ist vollkommen unverständlich. Nach einer halben Stunde zog er jedenfalls wieder ab. Gerade als ich dachte das schwerste am Tag vollbracht zu haben sah ich dieses komische sich nach oben reckende Teil an der Vorderachse. Schon beim zweiten Blick war klar, dass das nicht so muss. Die Hauptlage der rechten Feder war hinter der Achse gebrochen. Natürlich stehen wir 130km von jeder halbwegs vernünftigen Ortschaft oder Straße entfernt. Außer den drei Jurten gibt’s nichts hier. Da mir hier erst mal keiner helfen konnte beschloss ich die Feder mit 2 Gewindestangen und 4-Kantrohren zu bandagieren und so die nächsten 130km bis in die nächste Stadt zu kommen. Sind schließlich nur 2 Allradpassagen, ein paar Dünen und der Rest in Wellblech. Gesagt, getan!
Langsam, sehr langsam machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg. Tatsächlich schafften wir es dann bis zum späten Nachmittag in die Stadt. Ein passendes Ersatzteil oder gar ein Federschmied ließ sich freilich nicht mehr auftreiben, aber die Zusage einer Werkstatt das Problem am nächsten Morgen zu beheben. Am nächsten Tag wollte man die Federlagen schweißen, was ich jedoch ablehnte. Man kann viel schweißen, aber Federstahl wird bei normalem Schweißen brüchig und keiner weiß wie lange das gehalten hätte. Als sich herauskristallisierte, dass eine vernünftige Reparatur hier nicht möglich sein würde, bemühten wir zum ersten Mal den ADAC. Sämtliche Antworten waren leider sehr ernüchternd. In die Mongolei wird nichts versandt, schon gar nicht bei Reisen länger als einem Monat und auch bei eigener Kostenübernahme kann man da nichts organisieren. Okay …. Es blieb also nichts anderes als nach Ulan Bator zu fahren und unser Glück dort zu versuchen. Vorher noch schnell das letzte GPS fähige Gerät, Ann-Katrins Handy mit Karten versorgt und etwas aufgestockt. Sind ja nur 1000km auf mongolischen Strecken. Zu allem Übel geht es Ann-Katrin nicht sonderlich gut. Mit Sandblechen und jeder Menge Kissen bekommt sie ein Bett im Führerhaus, sodass ich langsam und gemütlich km abspulen kann.
Hochkonzentriert versuche ich immer die beste Spur zu finden und zumindest den größten Schlaglöchern auszuweichen. Nach mehr als einer Woche täglicher Fahrerei legen wir einen kleinen Zwischenstopp im Vulkankrater und in Kharkorin ein. Beides hat uns sehr gut gefallen, wobei von der ehemaligen Hauptstadt leider nicht mehr viel übrig ist. Die Klosteranlage ist dennoch sehenswert. Die heißen Quellen lassen wir diesmal aus, denn Ann-Katrin ist immer noch nicht sehr fit. Da die provisorische Bandage bisher gehalten hatte war die restliche Strecke nach Ulan Bator, da mehr oder weniger gut geteert, halbwegs schnell zu bewältigen.
Dort angekommen beginnt die Suche nach einem Federschmied… In Deutschland nur noch sehr selten anzutreffen muss man auch hier etwas suchen. Aber auch hier ist auf die Hilfsbereitschaft der
Menschen verlass. In der dritten Werkstatt die wir ansteuerten verstand man unser Problem, setzte sich ins Auto und brachte uns zum Spezialisten. Die Suche nach einem Federschmied war somit auch
relativ schnell erledigt und wir hatten eine neue Lage innerhalb von einem Tag. Es hat Spaß gemacht mit den Jungs zu arbeiten.
Die Tage darauf haben wir in Ulan Bator verbracht bevor wir in die Gobi aufgebrochen sind.
Der Weg nach Dalanzagad sollte sich als eine der am besten geteerten Strecken des Landes herausstellen. Von dort an war es jedoch genau das Gegenteil. Die Strecken zur Sanddüne und den flammenden Felsen waren eine Tortur. An der gleichen Stelle, wieder 150km im Nirgends, und wieder fast 1000km von Ulan Bator entfernt gab es wieder einen kurzen lauten Knall. Die zweite Hauptfederlage der Vorderachse hatte sich ebenfalls dazu entschieden den Geist auf zu geben. Ich hatte ja die Klammer noch und so war das Vorgehen schnell klar. Wiederum nach einer Woche waren die Gesichter beim Federschmied zunächst nicht so glücklich, da sie dachten ihre Arbeit war nicht so gut. In einer Rekordzeit von nur 4 Stunden hatten wir dann aber auch die zweite Lage geschmiedet und ersetzt.
Nun steht unser Heim wieder ordentlich gerade auf seinen vier Füßen und die Handyreparaturen sind ebenfalls abgeschlossen.
Kommentar schreiben
Oma Renate (Mittwoch, 13 September 2017 21:21)
Ha, endlich wieder ein <lebenszeichen von meinen lieben Weltenbummlern , danke dafür !
Das war ja ein aufregender Teil eurer gesamten Reise !Wenn die Technik streikt , dann ist es schlimm ,wenn dann aber auch noch die Ersatzteile fehlen - nicht auszudenken !-Ihr habt in euren Fotos wunderschöne Momente festgehalten: jurtensiedlung , Sanddünen satte Wiesen , Salzsee, aber auch unendliche Weiten mit viel Einsamkeit. Die Himmelsaufnahmen faszinieren mich jedesmal.
der nervige Mongole , hätte er euch nicht helfen können , so wissbegierig und neugierig.... O,o die Pannebilder sind für mich erschreckend. Das sieht ja schlimm aus.Und dazu die Sorge um Ann-Katrin , wenn es ihr nicht so gut ging . Das tut mir sooooo leid !-Ulan Bator nur 1000 km entfernt , nicht zu fassen , dass ihr diese Prüfung mit Bravour gemeistert habt !Aber immmer wieder berichtet ihr von den vielen netten und sehr hilfsbereiten Menschen . Mit Zeichensprache oder wie auch immer, es hat funktioniert, wie auch eure Bilder zeigen.Ein besonderes Lob verdient der Federschmied, gleich zweimal so eine Reparatur zu machen !So ein Pech aber auch ( bei den tollen Straßen und Wegen wohl nicht anders zu erwarten).
Es war aufregend zu lesen, bin im Geiste mitgefahren .... und freue mich nun auf euern Eintrag von der Gobidurchreise !- Ich wünsche euch beiden eine gute, pannenfreie , aber interessante Weiterreise !Bleibt gesund ! Es grüßt euch ganz lieb - eure Oma Renate.