Ich weiß nicht die wievielte Leidenschaft es ist, Fahrradfahren mag ich einfach leidenschaftlich nicht. Für einen Kurztrip mit den Jungs bin ich jedoch immer zu haben. So sind wir also kurz entschlossen, mitsamt Fahrrädern, nach Alaska geflogen um den legendären Dalton Highway zu fahren.
Eigentlich begann die Geschichte ja etwas früher. 2014 schon wollten wir den Friendship Highway, von Lhasa nach Kathmandu fahren. Ein Kreuzbandriss machte uns da aber einen Strich durch die Rechnung. Der nächste Anlauf 2015 scheiterte am Visum für Tibet. Es ist derzeit praktisch unmöglich die Tour ohne Guide zu befahren. Unsere Plan B hieß Annapurna Runde. Single Trails, Tragepassagen und ein ganz schön langer Anstieg. Nach dem Erdbeben vom April musste ein Plan C her.
Alaska!?! Why not? Da ist es nicht so warm! Anreise direkt von Frankfurt aus nach Anchorage, 1 Tag Aufenthalt, dann weiter nach Prudhoe Bay mit einer Zwischenlandung in Fairbanks.
Rund 56 Stunden nach Abflug in Frankfurt stehen wir also in Prudhoe Bay Airport mit 5 Fahrrädern, 120kg Gepäck und 1470km vor uns. Für alle die jetzt anfangen wollen zu googlen: Prudhoe Bay ist ein Camp ohne feste Bewohner. Es ist erschaffen um die Ölbohrplattformen am nördlichsten Punkt der USA mit allem Notwendigen zu versorgen. Hier endet oder beginnt für viele die Panamericana. Es erinnert mich an ein Camp in der Saudischen Wüste in dem ich noch im Frühjahr zum Arbeiten war. Containerburgen, in denen die Belegschaft untergebracht ist, eine winziger Laden, jede Menge Werkstätten und eine Tankstelle. Alles in Allem keine Urlaubsregion! Nach ein paar netten Begegnungen sind wir schließlich völlig ausgehungert in einem der Camps gelandet. Zufällig in einer der besten Burgerrestaurants Alaskas – unserer Meinung nach! Um 19:00 Uhr sind wir dann endgültig aufgebrochen. Ganze 40 km haben wir sogar geschafft bevor wir unser Zelt aufgeschlagen haben.
Danke Susi! Die wundervoll einlaminierten Tipps zum Umgang mit Bären waren Gold wert! Schon im Flieger haben unsere Köpfe angefangen zu rasseln als wir entdeckt hatten, dass es hier keine Bäume gibt… Nördlich der Baumgrenze fällt es tatsächlich schwer seine Verpflegung aufzuhängen. Irgendein Plätzchen hat sich aber dann doch immer gefunden. Auf Radladern, in Containern, an Schildern oder vergraben. Und zur Not hatten wir immer noch das Bärenspray dabei! So ein Grizzly sieht von Nahem ganz schön flauschig aus, wie wir wenige Tage später feststellen durften…
5 Tage haben wir von Prudhoe Bay bis Coldfoot Camp gebraucht. Die letzte Tankstelle für die Trucker bevor sie die knapp 400km lange Tour bis zum nördlich Ende des Dalton Highways antreten. Für uns Zeit einen Tag Pause einzulegen und die schmerzenden Knochen zu schonen. Von Anchorage aus haben wir an diesen Ort ein Paket mit Lebensmitteln verschickt da es dort nichts zu kaufen gibt. Schon auf unserer Island – Durchquerung hat das gut funktioniert. So können wir ohne Taschen an den Telegabeln und vor allem ohne Anhänger unterwegs sein.
Die nächsten Tage sind geprägt von guter Gesellschaft, vielen Höhenmetern und 35°C aufwärts. So viel zum Radfahren im Kühlen Alaska. Danke Jos für deine Geduld mit uns! Jos do it!!! Nach weiteren fast 400km kommen wir endlich zurück in die Zivilisation und dürfen direkt das vermeintlich größte Festival Alaskas miterleben. Das Foodstock Festival in Fox. Neben richtig viel schlechtem Bier waren aber auch ziemlich gute Bands vertreten. Von dort an reiten wir am nächsten Tag die lächerlichen 20km mit dicken Köpfen nach Fairbanks in Svens Hostel. Ein richtig schöner Platz zu campen in Fairbanks.
Nach einem weiteren Tag Ruhepause bei Svens müssen wir tatsächlich ein Paar km machen. Nach nur 80km zwingen uns Waldbrände entlang der Straße ab zu brechen. Bei Temperaturen von deutlich über 30°C und wenig Niederschlägen wüten diese auf rund 2500 Hektar Land. Es ist ein kömisches Gefühl durch einen gerade abgebrannten Wald zu laufen. Die nächsten Tage können wir trotz etwas Rauchbelastung gut Strecke machen. Die nächsten 480 km haben wir in 4 Tagen absolviert da unser Abflugdatum leider fix war.
Nach fast 1500km, 13000 Höhenmetern und 18 Tagen haben wir Alaska einmal von Nord nach Süd durchquert. Danke Jungs! Ich weiß, dass ich die Krämpfe in den Schenkeln bis zum nächsten Mal vergessen haben werde!!!