Longboard way home

saltedlife.org Longboard Rheinradweg Frankreich

Eigentlich wollten wir unseren Faschingskater auf dem Weg nach Kirgistan auskurieren, aber trotz teuer bezahltem Expressservice ist unser Visa für Russland nicht wie versprochen am 1.März fertig. Also was tun mit der neu gewonnenen Zeit? Wir lieben Boarden. Egal ob Snowboard, Surfboard oder Mountainboard wir haben immer Spaß mit einem Brett unter den Füßen! Für das erste ist es mittlerweile zu warm, für das andere noch zu kalt und für das dritte zu matschig.

 

Die Lösung für uns hieß in diesem Fall Longboard!

 

Haben wir zwar noch nie gemacht, aber irgendwann ist immer das erste Mal… Also fahren wir kurzerhand zum Titus nach Karlsruhe, lassen uns von zwei Long Island Boards überzeugen, werfen unsere 3 Sachen zusammen, setzen uns in den Zug und finden so spontan sogar noch einen Couchsurfer in Basel.

 

 

Der Plan ist einfach. Wir wollen auf dem Europäischen Fern-Fahrradweg entlang des Rheins so weit wie möglich Richtung Heimat kommen!


Unvorbereitet wie wir sind starten wir nach einem gemütlichen Abend am Dienstagmorgen erstmal in die Stadt und erstehen eine halbwegs detaillierte Karte. Bis zur Buchhandlung haben wir den Rhein sogar schon einmal überquert, sind aber auch schon ganz schön ins Schwitzen gekommen… Zum einen weil das Pushen ganz schön anstrengend ist, zum anderen weil wir noch ganz schön wackelig auf den Brettern stehen und wir diese öfter mannlos über die Straße schießen... Trotzdem schaffen wir es sturzlos bis zur französischen Grenze und sind schon ein wenig stolz. Bevor wir allerdings den Ballungsraum Basel ganz verlassen bremst Jörg dann doch das erste Mal mit den Händen. Wir entschließen uns nun die uralten Kinder-Inlineskate-Protektoren, die wir in der Garage gefunden haben, zu tragen. Bis nachmittags um 3Uhr schaffen wir dann erstaunliche 25km und landen aufgrund eines ziemlich fiesen Wettertiefs völlig durchnässt in einem kleinen Hotel in Kembs. Wir sind ziemlich ko, aber auch ziemlich zufrieden mit diesem ersten Tag.

 

 

Am nächsten Tag werden wir bis auf ein paar kurze Schauer vom Regen verschont, kommen durch viele kleine Nester und genießen die guten Wege. Neuf-Brisach, die kleine UNESCO Festungsstadt, liegt 40km von unserem heutigen Startpunk entfernt. Vlt. etwas viel für unseren zweiten Tag, aber mit der Aussicht auf Eclair und Flammkuchen schaffen wir die Strecke tatsächlich. Und das obwohl Jörg heute scheinbar häufig neue Moves übt. Denn wer nicht fällt, fährt nicht am Limit und Jörg hat sich an diesem Tag gleich mehrfach auf die Schnauze gelegt…

 

 

Die 40km rächten sich am nächsten Morgen allerdings schon auf dem Weg vom Bett ins Bad. Uns tat, dank bisher unbekannten und vor allem ungenutzten Muskeln, alles weh. Allerdings motivierte ein strahlendblauer Himmel zu Baguette und Käse auf dem Marktplatz und nach dem ersten Kaffee wurden mit jedem Meter die Muskeln wärmer und die Schmerzen weniger. Es lief ziemlich gut. Mit jeweils 35km pro Tag könnten wir Freitagabend Straßburg erreichen. Wären da nicht kurz vor der geplanten Mittagspause 6km ungeteerter Feldweg und eine, auf Grund von Gasgeruch, gesperrte Straße. Die Stimmung kippte mit knurrendem Magen und Jörg musste den Tag mit einem Notfall Eclair retten. Auch am Nachmittag mussten wir nochmal 2 km Feldweg überbrücken, schafften bis kurz vor Sonnenuntergang aber doch die 35km und wurden mit auf dem HoBo (Holzfeuer) gekochten Nudeln entschädigt. Dank des guten Wetters hatten wir uns entschieden mit dem Zelt im Wald zu übernachten und genossen den Abend am Lagerfeuer.

 

 

Die Angst vor der nächtlichen Kälte war mit unserem ultra warmen Schlafsack natürlich völlig unbegründet und so brodelte am Freitag schon früh das Wasser für Kaffee und Tee. Wir frühstückten und schrieben ein paar Couchsurfer für den Abend an. Unsere Hoffnung es bis nach Straßburg zu schaffen war groß. Der Weg ging direkt am Canal du Rhône au Rhin bis in die Stadt und der Belag hätte besser nicht sein können. Zum Mittag bewiesen die Franzosen mal wieder, dass sie viel freundlicher sind als ihr Ruf, denn wir bekamen nicht nur unsere Wasserflaschen gefüllt, sondern auch noch eine Packung Orangensaft zur Stärkung geschenkt. Leider wurden die Hüftschmerzen, die sich am Vortag schon angekündigt hatten bei Ann-Katrin nach jeder Pause schlimmer und so humpelte sie die letzten Meter nur noch zur Wohnung unseres Couchsurfing Hosts. Aber wir hatten es geschafft! Freitagabend in Straßburg war für uns eine riesengroße Leistung!

 

 

So war es auch nicht so schlimm, dass wir uns auf Grund der Hüftschmerzen Samstag tatsächlich in den Zug setzen und nach Hause fahren mussten. Von unserem Host wurden wir mit einer super leckeren Religieuse (eine echte Alternative zum Eclair) verabschiedet, bevor wir noch das obligatorische Finisher-Foto vor dem Münster machten.

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Oma Renate (Dienstag, 18 April 2017 15:52)

    Hallöchen , ihr beiden Lieben, soeben habe ich mich wieder mal riesig gefreut : Jörg hatte für heute evt. einen neuen Eintrag angekündigt . Und siehe , ich kann ihn lesen !Das ist klasse !- Aufregend war eure Reise auf euern neuen Longboards zweifellos wieder mal !Was ihr euch da ausgedacht und von Basel bis Straßburg durchgezogen habt - einfach " Hut ab" !Einmal ist es für mich sehr bewundernswert wie ihr ungeübt auf diesen Rollerbrettern lossaust, euch weite Ziele ( 35km ) steckt , sturzfrei bis zur Grenze kommt das ist eine tolle Leistung . Trotzdem habt ihr Eindrücke von der Gegend , den Dörfern mit Holperstraßen und hübschen Kirchen verinnerlicht.Da könnt ihr wirklich stolz auf euch sein !-Nicht so geheuer wäre mir das Übernachten dort allein im Wald !Aber ihr seid ja tapfer.-Jörg , du hast mir mit deiner Schotterflechte an den Händen und der Stirn leid getan . Aber bestimmt ist inzwischen alles wieder gut. und fast vergessen.- Trotz des ziemlich heftigen Muskelkaters habt ihr euer Ziel erreicht und könnt stolz darauf sein . Sicher wart ihr da auch glücklich , das geschafft zu haben.-Ihr habt ja nicht nur euerm Muskelkater die Zähne gezeigt, ihr müsst ja bei allem auch immer noch in voller Ausrüstung ( Zelt , Schlafsäcke, Hobo... ) surfen . Das stelle ich mir nicht einfach vor. Aber : jung ist jung !!!! Macht weiter so ! -Ich wünsche euch alles , alles Gute, freue mich auf den nächsten Bericht ! Eure Oma Renate.

  • #2

    Thomas (Sonntag, 23 April 2017 14:21)

    Hallo ihr beiden! Ist schon ne Weile her: wir haben uns in Tehran am Khomeini Mausoleum letztes Jahr im Juni getroffen und seither lese ich immer mal wieder euren Blog - wunderschöne Geschichten �
    Und wenn ihr mal wieder in der Gegend um Freiburg unterwegs seid, dann ist hier auf jeden Fall ein Bett für euch frei�
    Viele Grüße von Thomas & Jutta

  • #3

    saltedlife.org (Freitag, 05 Mai 2017 12:17)

    Hey :)
    Danke!
    Das nächste Mal werden wir bestimmt darauf zurück kommen!!!
    Wie war eure Zeit im Iran noch und was sind eure Pläne für dieses Jahr?
    Liebe Grüße aus Astana!

  • #4

    Thomas (Sonntag, 07 Mai 2017 21:25)

    An die Zeit im Iran denken wir immer noch und immer wieder zurück: einfach unglaublich. Leider mussten wir wegen gesundheitlichen Problemen meines Vaters aus dem Iran zurückfahren, aber da unsere Zeit im Iran eh abgelaufen war, war das nicht so schlimm. Zum Glück ging es meinem Vater nach einigen Wochen wieder so gut, dass wir doch noch mal losgezogen sind: über Finnland nach Russland hoch nach Murmansk! Ebenfalls super klasse, aber halt komplett anders...
    Ich freue ich mal wieder von euch zu hören! Und wie gesagt: wenn ihr wieder in der Nähe seid, dann einfach melden.
    Gute Zeit euch und liebe Grüße
    Thomas

  • #5

    Robert (Donnerstag, 31 August 2017 16:36)

    super schöner Artikel - bitte mehr davon!!!