Ein MUSS in Zentralasien - Kirgistan

 

 

Kirgistan, nur etwa halb so groß wie Deutschland, keine weltbewegende Geschichte und nur sehr wenige Sehenswürdigkeiten. Trotzdem haben wir unsere 60 Tage Aufenthaltserlaubnis fast komplett ausgeschöpft.

 

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Nachdem Coocie den Winter sicher im TES Guesthouse in Osch verbracht hatte, waren wir jetzt zum zweiten Mal in diesem wunderschönen Land um ihn abzuholen. Wir hatten uns zwar letzten Sommer schon einige Zeit rund um den Yssyk Kul rum getrieben, aber wollten diesmal keineswegs eilig das Land verlassen. Wir wissen, hier gibt es nicht viele Sehenswürdigkeiten, aber trotzdem jede Menge zu tun und zu erleben.


Nach dem deutschen Sprichwort „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“ buchten wir für zwei Wochen einen russischen Sprachkurs. Da wir im kommenden halben Jahr nur in russischsprachigen Gegenden unterwegs sein werden, wollten wir uns die Chance, eine neue Sprache zu lernen, nicht entgehen lassen. Anare von der HighTime-Sprachschule in Osh lehrte uns täglich für zwei Stunden neue russische Worte, Sätze und die Grundlagen der Grammatik. Seither üben wir stetig auf der Straße, den Bazaren und in den Werkstätten und freuen uns über jede gelungene Unterhaltung. Durch unseren Sprachkurs hatten wir relativ viel Zeit in Osh und nutzen diese für ein paar Verbesserungen an Coocie. So wurde unsere Wasseranlage von Kupfer auf verschweißbare Plastikrohre um gebaut, der Platz im Radkasten durch Blattfederunterlagen etwas vergrößert und die Überlastkupplung unserer Winde repariert.


Natürlich haben wir uns auch in der Stadt umgesehen. (Hier nochmal Danke an Nazgul und Aida für die schöne Stadttour!) Das Highlight der Stadt ist ohne Frage der heilige Berg Suleiman Too, auf dem einst Babur über seine Zukunft gegrübelt haben soll. Babur… da kommen sie wieder, die Verknüpfungen der Weltgeschichte über unsere Reise hinweg. Der Uzbeke Babur herrschte einst über das Ferghanatal, aber frei nach dem Motto „Think big!“ machte er sich auf den Weg nach Indien. Dort errichtete er die Festung Fatehpur Sikri und wurde Gründer der über Jahrzehnte erfolgreich herrschenden Moguldynastie. Das TajMahal in Agra, welches von seinem Enkel erbaut wurde, ist sicher eines der schönsten Gebäude unserer bisherigen Reise.


Somit verbrachten wir viel Zeit im Guesthouse und freundeten uns mit vielen der Mitarbeiter an. Die uns dann sogar zum Neujahrsfest Ende März einluden. (Eine super schöne Erfahrung, von der wir euch im nächsten Blogbeitrag erzählen werden.) Das Ganze machte allerdings den Abschied nach knapp drei Wochen wirklich schwer.

 

 

Unsere ersten Stops waren Uzgen und Jalal Abbad, wo es 2010 starke Ausschreitungen gegeben hatte. Bis zur Eingliederung in die Sowjetunion lebten hier die usbekischen Bauern und die nomadischen Kirgisen nahezu friedlich zusammen. Eine Grenze gab es nicht. Die Gebiete waren je nach Bedarf aufgeteilt. Lenin versuchte dann das fruchtbare Tal fair aufzuteilen, was dazu führte, dass viele ethnische Gruppen nicht auf dem „eigenen“ Staatsgebiet lebten. Der Anteil der Usbeken in Jalal Abbad liegt noch heute bei ca. 80%. Schon beim Zerfall der Sowjetunion ein großes Problem, gab es seit der Unabhängigkeit immer wieder Streitereien um entscheidende Posten in der Politik. Im Zuge des Regierungsputsches und der darauf folgenden Neuorganisation der politischen Führung im Land kam es dann im Süden erneut zu Ausschreitungen mit mehr als 500 Toten. Heute hat sich die Situation beruhigt. Klar gibt es radikale Gruppen, aber die normale Bevölkerung lebt wieder friedlich miteinander.

 

Das alles berührte uns jedoch nur wenig, war Jalal Abbad für uns hauptsächlich der Ausgangspunkt für unsere Tour in die Berge. Wir wollten auf den Nebenstraßen des Landes in die Natur und zu einer der wenigen Sehenswürdigkeiten aus den alten Zeiten der Seidenstraße. Eine Karawanserei nahe der Chinesischen Grenze. Nach 20km wurden wir allerdings von den Einheimischen gestoppt. Zu viel Schnee in den Bergen! Die Straße ist frühestens in einem Monat wieder befahrbar. Bei einer Tasse heißen Chai wurde dann schnell klar, dass die einzige Alternative die Hauptstraße von Osh nach Bishkek ist. Nicht so schlimm, ist diese Straße doch von Anfang bis Ende schönste Natur! Obwohl wir noch vollkommen auf Winter eingestellt hatte sich hier schon der Frühling ausgebreitet. So campten wir mehrere Tage am schönen Naryn, am Toktogul und am Rande des TienShan Gebirges, immer inmitten der unzähligen Pferde- oder Schafsherden. Wie bereits erwähnt, sind die Kirgisen ein Nomadenvolk. Noch heute zieht es viele im Sommer mit ihren Herden in die Berge, wo sie ihre Jurten zum Leben aufschlagen. Doch selbst bei der sesshaft gewordenen Stadtbevölkerung spielen vor allem Pferde weiterhin eine wichtige Rolle. Beim Buzkaschi, dem nationalen Pferdesport, können hohe Preisgelder erzielt werden. Gingen wir zunächst davon aus, dass die all gegenwärtigen Pferde recht günstig sind, mussten wir uns eines Besseren belehren lassen. Der Preis fängt bei 500€ für ein Fohlen an, erreicht er für ein gut ausgebildetes Rassepferd leicht den eines Kleinwagens. Da wir eh keins mitnehmen können störte uns das wenig. Ann-Katrin freute sich über die vielen, nahezu frei lebenden Pferde um uns herum.

 

 

In Bishkek angelangt trafen wir uns dann zunächst mit den Jungs von der WeltreiseWg und zwei ihrer Freundinnen. Lukas, Moritz und Jonas sind wie wir auf dem Weg in die Mongolei. Wir hatten sie bereits in Osh kennen gelernt und hoffen unsere Wege werden sich noch des Öfteren kreuzen.


Bishkek ist im Vergleich zum Land recht modern, mit vielen jungen Leuten, die zum Studieren hierher kommen. Wir haben die Jugend Kirgistans als wissbegierig und hoch motiviert kennen gelernt. Man nutzt die Chance mit Touristen zu sprechen um sein Englisch zu verbessern. Bei einem Durchschnittsverdienst von ca. 100€ im Monat wundert es nicht, dass viele von einer Ausbildung in Europa träumen. Was freut ist die Tatsache, dass viele zurückkommen um die eigene Heimat weiter zu entwickeln. Bestimmt keine leichte Aufgabe, aber wir wünschen diesem wunderschönen Land nur das Beste!

 

 

Wer das Land und seine Leute unterstützen möchte, dem können wir zum Beispiel Ski- und Snowboardfahren im Sommer empfehlen!!! Wir haben es getestet und es gehört für uns zu den Highlights aus 2 Monaten Kirgistan. Wir dachten vlt. ist es im April schon etwas zu spät für die Bretter versuchten aber trotzdem unser Glück bei Katja, vom Southside Hostel. Sie kennt das Land und versicherte uns, dass die Saison auf dem Kumtor Gletscher gerade erst beginnt… Am Rande des Kumtor Gletschers liegt die größte Einnahmequelle des Landes. Die von den Kanadiern betriebene Goldmine. Es ist eine der größten Minen der Welt und 50% des Goldes geht direkt an die Kirgisische Regierung. Das beeinflusste unser Vorhaben aber nur insofern, dass die Straße in die Berge täglich geräumt wird und so zu einer der besseren im Land gehört. Oben angelangt lag puderweißer Schnee soweit das Auge reichte. Jörg und der Guide erklommen mit Schneeschuhen und Board auf dem Rücken den mit 4500m höchsten Berg um uns herum. Ann-Katrin musste auf Grund von Problemen mit der Höhe leider schon früher aufhören. Der Aufstieg hätte auch mit dem Snowmobil organisiert werden können, aber so ist der Genuss einer unberührten Abfahrt einfach unübertroffen! Den Abend verbrachten wir dann wieder am warmen See. Es gibt wenige Orte, an denen morgens boarden und abends baden angesagt ist.
 

 

Die letzten Tage im Land verbrachten wir dann nochmal in der Hauptstadt. Dort trafen wir uns mal wieder mit Roderick und Marlen von Circumbendiubus, genossen nochmal das super leckere kirgisische Essen, nutzten die verschiedenen Bazare um Autoteile und Lebensmittel zu kaufen und schraubten ein wenig am Auto. Nach 7 Wochen war es dann Zeit sich schweren Herzens Richtung Kazachstan zu verabschieden!

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Oma Renate (Samstag, 06 Mai 2017 08:34)

    Einen wunderschönen Guten Morgen ( bei euch bereits guten Tag ), ihr zwei Lieben in Kasachstan !Gern hätte ich euch jetzt mit " Dobri Utro " begrüßt und " Spasibo" für euren herrlichen Eintrag geschrieben , aber mir fehlen die russischen Schriftzeichen und ganz viel habe ich von meinem Russisch ( nach lange Schulrussischunterricht verlernt).
    Also ich freue mich , dass es euch gut geht und ihr mich wieder mit einem beeindruckenden Beitrag und wunderbaren Fotos überrascht habt ! Danke !
    Euer Bericht zeigt mir wieder , dass ihr richtige Profis im Cookie- Reparieren und -Verbessern seid .
    Von euerm Neujahrsfest im März habe ich nicht nur auf Muttis Handy gelesen , nein auch in unserer Mitteldeutschen Zeitung wurdedarüber berichtet. Sehr interessant !
    Auf einem eurer Fotos - wieder mit Freunden - habe ich erkannt, dass doch ein wenig von euerm Herzblut in Osh geblieben ist.
    Ich habe mich gewundert , spielen in Osh und überhaupt in Kirkistan nur die Männer Schach ? Das erinnert mich an die Türkei; dort sitzenauch nur die Männer in den Cafes und reden.
    Ihr verabschiedet euch von euern Freunden mit " Tschüss", warum nicht mit " Doswidanja". Das könnt ihr doch nun , sicher sogar schreiben . Bienchen dafür!!!
    Ihr beschreibt die Straße von Osh nach Bishkek in schönster Natur . Oder steht sie unter Naturschutz ?Egal , in diesem wunderschönen Land wird es nicht lange auf sich warten lassen , bis durch den aufblühenden Tourismus die" heile " verändert ist , nicht imer zum Guten bzw. Schönen.
    Liebe Ann-Katrin , dass du nicht mit in 4500 m boarden konntest , kann ich gut verstehen . Da bliebe mir auch längst die Puste aus . Das Baden unten im warmen Wasser ist schon eher was für mich.-Ich bin fasziniert, was ihr euerm guten Cookie so zumutet: durch die Berge mit dünner luft- trotz wunderbarer Aussichten ( die nicht s für euern treuen Gefährten sind).
    Lieber Jörg und liebe Ann-Katrin , ich wünsche euch eine ebenso wunderbare Zeit in Kasachstan und freue mich schon sehr auf euern kommenden Eintrag !Es grüßt euch ganz lieb -Oma Renate.