Himalaya, Dach der Welt, Achttausender, Mount Everest, Base-Camp, Menschen die an ihre Grenze wollen, Trekkingtouren, Gebetsfahnen, andere Kultur... Begriffe die wir mit diesem Land in Verbindung brachten.
Was und wie Nepal außerdem noch ist - kann dir kein Reiseführer vermitteln!
Ann-Katrin schickte uns irgendwann über Threema, ohne Kommentar, Bilder von Nepal. Aber wir nach Nepal? Unseren Sommerurlaub hatten wir schon hinter uns. Also kratzten wir unsere restlichen Urlaubstage zusammen und flogen los.
Dann kamen wir an, in Kathmandu, Nepal.
Kleiner Flughafen. Visa wurde per Automaten die teilweise nicht funktionierten beantragt, was dadurch eine ganze Weile dauerte und wir wollten doch endlich die Kinder in die Arme schließen.
Unsere Rucksäcke mussten wir auch noch aus einem wilden Haufen anderer Gepäckstücke heraussuchen. Aber dann endlich - die Wiedersehensfreude war riesengroß!
Schon der erste Eindruck von Nepal war - dies ist eine andere Welt als die unsere!
Vor dem Flughafen gefühlte tausend Taxifahrer die durcheinander rufen und ihre Preise verhandeln damit sie dich von A nach B bringen können. Die Fahrt zum Guest-House, für uns ein scheinbares Chaos! Fahrräder, Rikschas, hupende Mopeds, Auto, Busse… Fußgänger die die Straße überquerten und das alles bei Linksverkehr! (Bis zum Schluss offenbarte es sich uns nicht, was Verkehrspolizisten an den großen Kreuzungen eigentlich regelten)
Stromkabel in dicken Bündeln, über Land gezogen, an den Mästen zu großen wirren Knoten geformt. Besonders erschreckend - an einer Kreuzung, ein Junge der sich mit deformierten Beinen, jedoch sehr sicher mit einem Skatboard zwischen den Autos bewegte um zu Betteln (die Augen, die ins Taxi schauten, werden wir wahrscheinlich nie vergessen). Und es wird noch mehr geben was uns sehr berührt und beeindruckt.
Nach dem wir unser Guest-House bezogen hatten, wurden bei Kaffee und Kuchen erstmal die Neuigkeiten ausgetauscht.
Am nächsten Morgen ging es dann gleich auf Erkundungstour.
Wir furen hinauf zu dem auf zwei Hügel stehenden buddhistischen Tempelkomplex von Swayambunath. Der wegen der großen dort lebenden Affenpopulation auch „Tempel der Affen“ genannt wird. Der wichtigste Teil ist der große Stupa, der von mehreren Tempeln, Klöstern und Häusern umringt ist. Wie fast überall findet man sowohl buddhistische wie hinduistische Anlagen eng verzahnt. Die Religionen mischen sich in vielen Bereichen.
Was ist ein Stupa?
Ursprünglich wurden die Grabhügel der indischen Könige Stupa genannt. Heute versteht man unter dem Begriff ein Denkmal sowohl für den Buddha als auch den Dharma. Über der weißen Halbkugel ist ein vergoldeter Würfel mit den Augen Buddha, die in alle vier Himmelsrichtungen schauen und so das ganze Tal sehen können. Die “Nase” ist in Wirklichkeit das newarische Zeichen für die Zahl 1 und symbolisiert die Einheit von Lehre und Welt. Der Punkt auf der Stirn symbolisiert das dritte in die Zukunft blickende Auge Buddhas (Erkenntnis). Die Etagen des Daches symbolisieren die Stufen der Erleuchtung und der oberste Schirm das Nirwana.
Hier wuselte es von Einheimischen und Touristen, von Affen die zwischen den Opfergaben nach etwas Essbarem suchten und tausenden Gebetsfahnen die im Wind flatterten. Händler boten Waren
feil und ich erstand gleich mein 1. Souvenir. Ein Mantra in Schiefer gemeißelt und geritzt, das Glück bringen soll. Zurück liefen wir zu Fuß. Wir liefen Straßen entlang, auf denen mitten auf der
Fahrbahn Kühe standen oder lagen, die sich weder von den Fahrzeugen noch von deren Gehupe beirren ließen. Wir überquerten einen Fluss, an dessen Ufer sich Schweine und Wasserbüffel suhlten und
der für europäische Augen sehr schmutzig war – wie vieles in Nepal – leider. Unsere erste nepalische Speise nahmen wir in einem kl. „Schnell Imbiss“ ein. Frisch zubereitete Momos und gebratene
Gemüsenudeln mit Rühreistreifen, es dauerte mindestens eine 1/2 Std. bis wir das Essen bekamen. Und das war in den nächsten beiden Wochen nicht die längste Zeit die wir auf das Essen warteten.
Man wird entschleunigt!
Zurück im Guest House, lief Jörg nochmal los um uns ein Auto zu besorgen womit wir zum Chitwan- Nationalpark im Süden des Landes fuhren.
Eigentlich gibt es in Kathmandu kein Auto ohne Chauffeur… wie Jörg es geschafft hat doch eines zu bekommen bleibt uns ein Rätsel!?
Tag 3 ging es los. Die Fahrt in den Chitwan Nationalpark erwies sich als abenteuerlich und langwierig, für 205 Km benötigten wir mehr als einen Tag! Hier sei gesagt - Hut ab vor Jörgs
Mut und Fahrkünsten auf dieser Piste, seht selbst...
Eine Reifenpanne zwang uns eine Zwischenübernachtung einzulegen und so kamen wir erst an Tag 4 gegen Mittag in Sauraha an. Wir fanden auf Anhieb eine wunderschöne Lodge mit leckerem Essen und netten Jungs, die uns sogar Einblicke (siehe "Lecker, lecker, lecker!", Rezepte von Momos und Pakodas) in ihre Küchengeheimnisse gaben.
Den Rest des Tages nutzten wir um die Tour durch den Dschungel zu organisieren und die Gegend zu erkunden.
Als wir die Straße am Fluss entlang liefen, machte uns eine Nepali auf ein Nashorn auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses aufmerksam, das sich gerade aufmachte diesen zu durchqueren. Gott sei Dank hielt es aber auf der Halbinsel an und blieb auch dort. Da Nashörner – man glaubt es nicht – bis zu 45 Stundenkilometer schnell werden können und dann alles was im Weg steht umrennen, mag es auch die Bevölkerung nicht so gerne wenn sie ihnen zu nahe kommen. Es war ein beeindruckendes Schauspiel.
Um die Elefantenaufzuchtstation zu besuchen überquerten wir den Fluss kurzerhand, allerdings weit weg vom Nashorn, zu Fuß. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass Krokodile darin leben... na ja, ist ja nichts passiert.
Am Tag 5 machten wir uns, begleitet durch 2 Guides, auf in den Dschungel. Zunächst fuhren wir 2 Std. ganz gemächlich den East Rapti River in einem Einbaum flussabwärts. An den Ufern waren viele Vogelarten zu bestaunen und …2 Arten von Krokodilen!
Angekommen im Dschungel erhielten wir Verhaltenseinweisungen und die Spannung stieg, sollte es doch hier freilebende Nashörner, Bären, Wildschweine, Affen und sogar Tiger geben. Affen von Baum zu Baum hüpfend und Wildschweine haben wir beobachtet doch die anderen Dschungelbewohner zeigten sich uns leider oder Gott sei Dank nicht. Aber es war eine schöne Wanderung die mit einem großartigen Sonnenuntergang belohnt wurde. Der Rückweg an Tag 6 verlief nochmal durch wunderschöne Natur und wir konnten Elefanten beim Durchmarsch und Baden im Fluss beobachten. Den Abend verbrachten wir dann in der Küche unserer Lodge, (s. o.) bei köstlichem Essen.
Tag 7 ging es weiter nach Gorkha. Dort besuchten wir den ehemaligen Königspalast der heute als hinduistischer Tempel genutzt wird. Da ging es ganz schön viele Stufen hoch und wieder runter… uff! Stufen findet man in Nepal übrigens sehr häufig um die Höhe zu überwinden. Den Abend des Ankunft Tages nutzten wir für einen Spaziergang. Unterwegs begegneten wir einem 8 jähr. Jungen, der gerade 2 Kanister Trinkwasser nach Hause trug. Kurzerhand halfen wir tragen und lernten den Rest der Familie kennen. Während uns das Abendessen serviert wurde unterhielten uns die Kinder mit einheimischen, traditionellen Liedern und englischen Reimen. In Nepal kommt man sehr schnell mit den Einheimischen in Kontakt, besonders mit den Kindern die voller Stolz dann ihre in der Schule erworbenen Englischkenntnisse einsetzten.
Es war ein schöner Abend.
Nachdem wir an Tag 10 in dem 1430 Meter hochgelegenen Nargarkot von einem tollen Sonnenaufgang geweckt wurden, bewunderten wir bei strahlendem Sonnenschein und klarer Sicht am nächsten Morgen vom Dach des Hotels die Bergwelt der 8tausender. Es war sehr beeindruckend.
Wir machten uns auf zu einer 2 tägigen Wanderung durch verschlungene Pfade im Wald, über Stock und Stein, über staubige Wege (Straßen!?) mit grandiosen Aussichten auf die Reis-Terrassenfelder und umliegenden Berge, vorbei an einem schönen Wasserfall und durch kl. einfache Bergdörfer (dort sah man das Ausmaß des Erdbebens von 2015 noch deutlich). Hier trafen wir auch auf eine Nepali, die uns voller Stolz ihre sehr einfache aber eigene Maismühle zeigte. So etwas sieht man hier zu Lande nur noch im Museum. Und obwohl wir uns nur mit Händen und Füßen verständigen konnten, begleitete sie uns eine Weile auf unserem Weg und zeigte uns die Richtung zum nächsten Ort in dem wir übernachten wollten. Eine sympathische Begegnung.
Unsere letzte Nacht verbrachten wir in einer einfachen Hütte aus Stein umgeben von Blumen, Gemüsepflanzen und ...Marihuana-Pflanzen. Die wachsen dort in allen Gärten. Unser Gastgeber war ein Sherpa. Er spielte für uns auf einem uralten Saiteninstrument das Lied der Sherpa. Für unsere Ohren klang es fremdländisch und ein wenig traurig aber schön.
Was sind Sherpa?
Die Sherpa (Scherpa; deutsch etwa „Ostvolk“) sind ein Volk, das vor 300 bis 400 Jahren aus der Kulturregion Kham, in den Zentral- und Süd-Himalaya eingewandert
ist. Seit britische Entdecker und Abenteurer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Männer aus dem Volk der Sherpa als Träger im Himalaya angeheuert haben, wird der Name Sherpa häufig Synonym
für Hochgebirgsträger gebraucht.
Unser Abstieg ins Kathmandu-Tal führte uns gefühlte 1000 Stufen runter. Diesen ca. 1 stündigen Weg müssen manche Schüler tägl. 2 x laufen. Nach dem wir uns mit einem guten Kaffee - der tatsächlich rar ist in Nepal- gestärkt hatten, schauten wir noch bei einem der größten Stupas von Nepal, der „Boudhanath- Stupa“ vorbei.
Leider legte ich mich an Tag 12 den ganzen Tag ins Bett (man fragt besser nicht warum).
Norbert und Jörg nutzten die Gelegenheit die frisch erworbene „Royal Enfield“ (indisches Motorrad) zu testen. Norbert freute sich darüber wie ein kl. Junge, für ihn war es ein echtes Highlight! Am Nachmittag berichtete Norbert von der sehr beeindruckenden Tempelanlage „Pashupatinath“! Hier begegnen sich Einheimische und Touristen, finden hinduistische Einäscherungen statt, hier begegnet man Sadhus, Bettelmönche die in der Regel nicht kamerascheu sind und für ein Foto sowie Gottes Segen, meistens nur ein bisschen Geld verlangen. Diese hinduistischen Männer suchen die spirituelle Nähe zu ihrem Gott, Shiva und benutzen für ihre Meditation verschiedne Rauschgifte.
Gott sei Dank (weiß nicht welchem der 33000 Götter der Hindus oder meinem Eigenen) war ich am letzten Tag unseres Aufenthalt wieder soweit hergestellt, dass wir die Zeit noch gemeinsam verbringen
konnten. Es wurde ein Tag um die Reise revuepassieren zu lassen. Nach dem Besuch des ehemaligen letzten Königpalastes von Nepal, verbrachten wir die Zeit in einem top modernen, durch
internationales Publikum geprägten Café.
Für uns war es die erste Reise so weit weg von zu Hause. Es war sehr beeindruckend in eine komplett andere Kultur einzutauchen. Man fliegt nach Hause und hat für sich und seine eigene Kultur einen anderen Blick. So manches Mal erwische ich mich dabei, dass ich denke:“ Oh Gott, was haben wir für Probleme!“ und lächle.
Unseren beiden Kindern, Ann-Katrin und Jörg, möchten wir von Herzen danken, dass sie uns wieder einmal ein Stück ihres Weges mitgenommen haben und
…auch von seinen Kindern kann man eine Menge lernen!
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die Alten (Sonntag, 08 Januar 2017 23:16)
Wieder ein schöner Beitrag! Vieles Gelernte stellt sich nach einem solchen Beitrag in Frage und es macht wieder neugierig auf andere Länder und Sitten. Es wird Zeit, dass wir es unserer Kindern gleich tun.
Stefanie und Norbert (Montag, 09 Januar 2017 20:25)
Stimmt!
Wir gehen gleich in Rente.....und ab!
Das wärs doch.....oder?
Oma Renate (Dienstag, 10 Januar 2017 09:04)
Guten Morgen , liebe Steffi und lieber Norbert, da möchte ich doch glatt jung sein und mit kommen !
Danke für euern tollen Eintrag !Wieder konnte ich mitreisen und mitleben bei allem , was ihr Aufregendes und unvergessliches erleben durftet .-Das ist wohl war ,solche Bilder aus dem Hinterland kann wirklich kein Reiseführer vermitteln.
Das Chaos im heillosen Durcheinander des Straßenverkehrs oder die freihängenden Elektrizitätskabel-oh, da bin ich nur beim Hinschauen schon aufgeregt !-Aber die Sehenswürdigkeiten , die ihr prima beschrieben und illustruert habt, vermittel wirklich eine andere Welt.Hat euch eigentlich das Mantra schon Glück gebracht ?Es war ja schon ein Glück , die Reise machen zu können , das Wiedersehen mit den Kindern und die gemeinsamen Stunden , stimmts ?
Momos sind mir bereits aus vorhergehenden Berichten als lecker bekannt.An den anderen Speiseplan musstet ihr euch gewiss auch erst ranbringen , oder ?
Ihr beschreibt , wie ihr so recht " entschleunigt " wurdet. In euerm Urlaub tickten die Uhren ganz anders.
Für mich war es sehr beeindruckend zu lesen , wie ihr mit der Tierwelt -Nashorn, Krokodile, Elefanten ... ,konfrontiert wurdet Ich denke , da klopft einem das Herz.Hattet ihr keine Angst vor Krokodilen als ihr den Fluss durchquert habt ?????Oder ich hätte mich evt. vor Schlangen gefürchtet , als Vater und Tochter seelenruhig im Gras geschlafen haben. Wer hat da Wache gehalten ?
Immer wieder erstaunt es mich wie die jungen Leute und nun auch ihr die Kontakte zu den Einheimischen erleben könnt/ konntet.Die andere Kultur mit der anderen Musik , ihren eigenen Instrumenten oder auch ihrer Züchtung von Marihuana (sicher für medizinische Zwecke) ist beeindruckend.Die Menschen haben wohl weniger Probleme , sind rundum zufriedener - und vielleicht auch glücklicher ? Das kann ich nicht so recht erkennen , vermute es aber.Mich bewegt auch der Umgang mit den Kindern ,die aufgeschlossen , lernfruedig und stolz auf ihr Dasein sind. Schon klasse.
Dieser Urlaub war etwas ganz Besonderes - einfach unvergesslich !- Nochmals Danke , dass ich mitreisen durfte.- Ich freue mich auf den nächsten Bericht !
saltedlife.org (Dienstag, 10 Januar 2017 11:03)
Wir sind auf jeden Fall für die Rente mit 50! ;-)
Sophie (Donnerstag, 26 Januar 2017 13:36)
Ach ich schwärme immer in Reiseplanungen, wenn ich Eure Berichte lese und würde am liebsten auch mal auf einen Besuch vorbei kommen. Toll macht ihr das!!!!
Ganz liebe Grße aus Hettstedt schicken Euch
Mona, Theo, Sophie und Benjamin �
Passt gut auf Euch auf!