Yak, Yak, Yak, Yak ….. Annapurna Trekking

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Am 4. September war es mal wieder soweit: Jürgen und Wendy haben Besuch von 6 Freunden aus Deutschland bekommen. Die Reisegruppe für die folgenden 3 Wochen bestand nun (neben Jürgen und Wendy natürlich) aus: Sascha (aka Willi), Nicole (aka Nicoletta), Caroline (aka Mr. Mo), Falko (aka Falilo), Torben (aka Turbo) und Alex (aka Karli). Bei dieser Zusammensetzung war also für ausreichend Spaß und dumme Sprüche gesorgt. Auf dem Programm stand eigentlich nur ein Punkt: der Annapurna Circuit. Der hatte es aber in sich!! Der Annapurna Circuit rund um die Annapurna-Gebirgskette in Nepal gilt als eine der schönsten Wanderrouten der Welt. Auf ca. 220 km werden dabei zwei der 16 höchsten Berge der Erde (der Annapurna I mit 8091 m und der Annapurna II mit 7937 m) umrundet. Geplant war eine 18-tägige Wanderung von Besisahar nach NayaPul. Bewusst haben wir uns für eine Wanderung im September entschieden. Die Monsunzeit ist im September zwar noch nicht ganz zu Ende, aber die Route dafür weitaus weniger stark besucht als in der Hauptsaison (Oktober/November).

 

 Jürgen und Wendy sind ein paar Tage eher in Kathmandu angekommen und konnten somit schon ein Guest House für alle raussuchen und ein paar Erledigungen machen. Am 4. September haben sie die 6 Besucher dann vom Flughafen abgeholt. Die Vorfreude war riesig, es gab viel zu erzählen und deswegen haben erstmal alle ausgiebig gefrühstückt. Anschließend haben wir uns durch die engen und lebendigen Straßen Kathmandus navigiert, um letzte Vorbereitungen für die folgenden 18 Tage zu treffen – u.a. mussten wir eine Trekking-Erlaubnis besorgen, womit man sich während der Wanderung an verschiedenen Check-Points immer wieder registrieren muss. Kathmandu ist oft der Ausgangsort für jegliche Trekking-Touren in Nepal – egal ob es zum Annapurna, Manaslu oder gar zum Everest geht. In dem Stadtteil Thamel, wo auch wir uns einquartiert hatten, reiht sich daher Outdoor-Geschäft an Souvenirladen an Hotel an Restaurant an Reisebüro an (…). Für uns war das also der perfekte Ort, um im Guest House alle 8 Rücksäcke auszupacken, das Gepäck zu optimieren und genauestens zu überlegen, was noch gekauft werden musste. Am nächsten Morgen ging es dann los….

 

 

Tag 1: Kathmandu (1300 m) – Besisahar (820 m)
In ca. 7 Stunden ging es mit einem Kleinbus von Kathmandu nach Besisahar, dem Ausgangspunkt des Annapurna Circuit. Unterwegs haben wir auch zum ersten Mal das Nationalgericht Nepals gegessen – Dal Bhat, eine Kombination aus Reis, Suppe und verschiedenen Gemüsebeilagen. Es sollte nicht das letzte Mal gewesenen sein, denn in den folgenden drei Wochen wurde das Gericht zu unserem ständigen Begleiter.

 

 

Tag 2-4: Besisahar (820 m) – Tal (1700 m)
Nun ging das eigentliche Trekking los! Zum ersten Mal füllten wir die Wasservorräte auf, packten unsere Rücksäcke auf den Rücken und zogen die Hüftgurte fest. Ein Akt, der zur Routine werden sollte. Bei glühender Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit (das hatten wir so auch nicht erwartet) wanderten wir durch Reisfelder und tropisches Gehölz nach Ngadi. Auf den letzten Metern des Tages haben wir die Monsunzeit dann noch zu spüren bekommen und sind ganz ordentlich nass geworden. Wohl auch einer der Gründe, warum fast jeder von uns in den folgenden Tagen erkältet war. Am Abend haben wir im Guest House von Mama Sita selbstgebrauten Wein (eigentlich eher Schnaps) getrunken, von dem wir zwar nicht erblindet sind, aber der leider auch nicht gerade vorzüglich geschmeckt hat. Auch am nächsten Tag blieb es tropisch und wir wanderten weiter nach Jagat. Sonnencreme und nasse Shirts waren das Motto an diesen Tagen. Leider jedoch auch ein dezenter Hauch von Schweißgeruch. An Tag 4 ging es in den wunderschön gelegenen Ort Tal – direkt am Fluss und mit beeindruckenden Blicken auf die Berge. An diesem Tag haben wir auch das erste Mal Bekanntschaft mit Blutekeln gemacht, die sich auf diesem Teil der Strecke völlig unbemerkt an unseren Beinen und Füßen zu schaffen gemacht hatten. In dem „Father and Son“ Guest House treffen wir das erste Mal auf eine größere Gruppe an Trekkern aus aller Herren Länder und bekommen dadurch mit, welche Bekanntheit der Annapurna Circuit weltweit genießt.

 

 

Tag 5-9: Tal (1700 m) – Manang (3540 m)
Wir wandern weiter nach Timang. Aufgrund ihrer Erkältung entscheidet sich Mr. Mo gemeinsam mit Falilo die Etappe per Jeep zurückzulegen, was auf diesem Teil der Strecke glücklicherweise noch möglich ist. Also Daumen raus und warten! Der Rest von uns läuft. Am frühen Nachmittag überholt uns dann ein völlig überladener Pick-Up. Auf der Ladefläche ist nicht nur ein Berg an Kartons und sonstigen Gegenständen….ganz oben auf diesem Berg sitzen auch unsere beiden Mitstreiter und krallen sich mit all ihren Kräften am Dach der Fahrzeugs fest. Ihr Blick zeugt eher weniger von Entspannung, was bei der Beschaffenheit der Straße und den abgründigen Straßenrändern mehr als verständlich ist.  An Tag 6 geht es weiter nach Dhirkur Pokhari. Mr. Mo ist wieder etwas fitter, aber dafür hat die Erkältung nun Wendy erwischt. Auf den letzten Metern des Tages führt der Weg durch eine enge Schlucht, in der uns ein Motorradfahrer mit den Worten „hurry, hurry…Yaks in five minutes“ entgegenkommt. Was für uns so viel heißt wie: alle verbleibenden Kräfte sammeln und durch die Schlucht zur nächsten Freifläche rennen. Gerade noch rechtzeitig können wir uns hinter ein paar Bäumen verstecken, denn Yaks (so haben wir gelernt) sind zuweilen angriffslustig. Im Guest House angekommen macht sich dann noch einmal Aufregung breit. Da Wendy ohnehin angeschlagen ist und nun auch noch schlecht Luft bekommt, entscheiden Jürgen und sie sich für einen Motorrad-Transport zurück in das ca. 500 m niedriger gelegene Chame. Die beiden machen ein paar Tage Pause und fahren kurze Strecken mit dem Jeep, während der restliche Teil der Gruppe die geplante Strecke weiterläuft. Am nächsten Tag erreicht der Rest der Gruppe also Humde, ein beschauliches Dorf, was sogar über einen eigenen Flughafen verfügt. Der wurde allerdings das letzte Mal vor 2 Jahren benutzt und dient nun eher als Kuhweide. Humde liegt auf 3330 m und deswegen beginnen nun alle auf mögliche Anzeichen der Höhenkrankheit zu achten. Unsere allabendliche Knoblauchsuppe, die angeblich der Höhenkrankheit vorbeugen soll, scheint jedoch zu wirken. Am nächsten Morgen kommt die Gruppe dann noch in den Genuss, an einer nepalesischen Hochzeit teilzunehmen, bevor es an unzähligen Gebetsfahnen und Gebetsmühlen vorbei nach Manang geht. Tag 9 wird dann zum Akklimatisieren genutzt. Glücklicherweise bietet Manang das Gefühl, zurück in der Zivilisation zu sein, denn es gibt nicht nur warme Duschen (!!!) in unserem Guest House, sondern auch ein Kino (bestehend aus einem Fernseher und einer DVD-Sammlung), eine Bäckerei und nicht zuletzt einen Wäscheservice, den wir dankend in Anspruch nehmen. Die Wäsche kommt am nächsten Tag zwar nur unwesentlich sauberer zurück, riecht dafür aber wenigstens gut. Auch Jürgen und Wendy erreichen an diesem Tag Manang und finden sich mit dem Rest der Gruppe wieder zusammen. Die Gruppe ist wieder vereint und die Freude entsprechend groß!

 

 

Tag 10-13: Manang (3540 m) – Thorang-La Pass (5416 m) – Muktinath (3800 m)
Wendy hat Geburtstag (!!!) und deswegen beginnt der Tag erst einmal mit Schokokuchen in einer der Bäckereien von Manang. Wie es der Zufall will, klart an diesem Morgen der Himmel auf und wir bekommen das erste Mal einen Teil des schneebedeckten Annapurna-Massivs zu sehen. Der Anblick ist gigantisch und erinnert uns daran, auf welchen Höhen wir uns hier eigentlich bewegen. In die andere Richtung sehen wir alle zum ersten Mal in unserem Leben einen 8000er – den Manaslu. Unser eigentliches Ziel (Yak Kharka) erreichen wir an diesem Tag leider nicht, weil die Erkältung nun auch Nicoletta heimgesucht hat. Das Gute daran: wir verbringen die Nacht in einem der wohl schönsten Guest Houses der gesamten Wanderung in dem Ort Ghusang. Am Abend gibt es natürlich Dal Bhat, bevor wir von unseren Zimmern aus einen Blick auf das Annapurna-Massiv genießen und unter diesem besonderen Panorama einschlafen. Am Morgen von Tag 11 geht es Nicoletta besser und wir absolvieren eine weitere Etappe auf dem Weg zum Thorang-La Pass. Die Nacht verbringen wir im 4200 m hoch gelegenen Ledar. Spätestens jetzt arbeiten wir eigentlich alle nur noch auf ein Ziel hin: ausreichend zu akklimatisieren, um auf die Überquerung des Passes bestmöglich vorbereitet zu sein. Am nächsten Tag wandern wir weiter auf 4450 m nach Thorang Phedi. Nach einer kurzen Atempause geht es weitere 400 m nach oben, um im High Camp für ein paar Stunden zu akklimatisieren. Wir gönnen uns einen Apfelkuchen und steigen dann wieder nach Thorang Phedi ab, um dort die Nacht zu verbringen. Tag 13 ist dann der wohl wichtigste der gesamten Wanderung, denn wir wollen den Thorong-La Pass auf 5416 m passieren!! An diesem Tag müssen wir ca. 1000 m aufsteigen, bevor es anschließend 1600 m nach unten geht. Unglaublich mühsam kämpfen wir uns den Berg hinauf und merken, dass die Luft immer knapper wird. Weil es Wendy ab ca. 5000 m schwer fällt zu atmen, entscheiden Jürgen und sie sich umzukehren und es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen. Der restliche Teil der Gruppe schlägt sich durch, klagt aber auch über Kopfschmerzen und teilweise leichten Schwindel. Der Aufenthalt auf dem Pass fällt daher eher kurz aus. Jürgen und Wendy passieren den Pass unbeschadet am nächsten Tag, während der Rest der Gruppe in Muktinath wartet und die buddhistischen und hinduistischen Heiligtümer des Pilgerortes besichtigt. Auch nicht zu vergessen: die erste warme Dusche seit mehreren Tagen!

 

 

Tag 14-18: Muktinath (3800 m) – Birethanti (1025 m)
Den Pass haben wir nun hinter uns gelassen und den schwierigsten Teil der Strecke somit geschafft. Wir sind alle stolz wie Bolle! Da Wendy noch ein wenig geschwächt ist, entscheiden Jürgen und sie sich mit dem Jeep nach Jomson zu fahren, während der restliche Teil der Gruppe durch eine wunderschöne Schlucht wandert und am Abend in Jomson ankommt. Für viele Wanderer ist Jomson das Ende des Annapurna Circuit, weil es von dort aus Direktflüge nach Pokhara, die zweitgrößte Stadt Nepals, gibt. Wir wollten allerdings weiterlaufen. Da wir allerdings ein wenig in Verzug geraten sind, entscheiden wir uns, die Strecke von Jomson nach Tatopani mit dem Jeep zurückzulegen. Weniger aufregend ist das allerdings nicht, weil auf diesem Straßenabschnitt ständig Erdrutsche abgehen und unser Fahrer ständig nervös nach oben schaut, während er kritische Passagen möglichst schnell durchfährt. In Tatopani werden wir dafür mit heißen Quellen belohnt! Für den allerletzten Abschnitt des Annapurna Circuit entscheiden Jürgen, Turbo, Willi und Karli sich über den bekannten Poon Hill zu laufen, während der Rest der Gruppe mit dem Bus nach Birethanti fährt. Die zwei Tage über Poon Hill sind noch einmal ein Highlight, weil die Jungs erst einen Traktor (inkl. Anhänger) ausbuddeln und dann für eine Weile auf dem Anhänger mitfahren dürfen. Am nächsten Morgen stehen wir vor Sonnenaufgang auf, um auf den Poon Hill zu steigen und somit einen Ausblick auf das Annapurna-Massiv zu bekommen. Leider ist es bewölkt und das Highlight dieses Morgens bleibt der Kaffee auf dem Poon Hill. Nach einem letzten Abstieg finden wir uns alle in Birethanti zusammen und schwelgen in den Erfahrungen der letzten Wochen!


Mit dem Kleinbus fahren wir nach einer Nacht in Birethanti nach Kathmandu zurück und feiern noch einmal den Geburtstag von Wendy bei einem Abendessen (vielen Dank für die Einladung!!!!). Am letzten Tag nutzen wir die verbleibende Zeit für einen Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Kathmandu. Vor allem beim Besuch des Durbar Square bekommen wir einen Eindruck davon, welche Schäden das Erdbeben in 2015 angerichtet hat, denn hier scheint kein Stein mehr auf dem anderen zu stehen. Einige Gebäude sind sogar komplett eingestürzt. Einen besonderen Blick über Kathmandu genießen wir vom Tempelkomplex Swayambunath aus (sog. Affentempel). Bei dem Versuch ein Selfie aufzunehmen, wird Turbo dabei kurzerhand von einem Affen geschlagen. Für ihn der wohl gefährlichste Moment der Reise. Ein letztes Mal essen wir an diesem Abend alle gemeinsam Dal Bhat, bevor wir uns am nächsten Morgen schweren Herzens voneinander verabschieden! Die 18 Tage auf dem Annapurna Circuit waren eine einzigartige Erfahrung, die uns jedoch auch das ein oder andere Mal herausgefordert hat. Nicht zuletzt aufgrund des einzigartigen Humors der „Reisegruppe hässlich“ konnten wir jedoch alle Herausforderungen meistern und daran wachsen. Bis zum nächsten mal!!

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    die Alten (Dienstag, 08 November 2016 17:49)

    Wenn einer Reise tut, da kann man was erleben! Hut ab- es war eine tolle Leistung! Wir haben beschlossen, wir wandern lieber in eine Kneipe. So hoch hinaus müssen wir nicht mehr. Schön, dass ihr euch das gertraut habt und gesund wieder zurück seid.
    Toll und eindrucksvoll geschrieben! - Danke

  • #2

    Nicoletta (Dienstag, 08 November 2016 18:17)

    War mal wieder schlimm mit euch

  • #3

    Oma Renate (Dienstag, 08 November 2016 18:32)

    Liebe Wandersleute , die ihr uns so einen wunderbaren Eintrag beschert habt , sage ich herzlich : Danke ! Ich habe ihn mehrmals gelesen , weil mich alles ziemlich fasziniert hat (z.B.schon die Namensgebung , der Spaß bei der ganzen Tour , alle Hochs und Tiefs -ich habe mitgelebt ).
    Wie seid ihr dazu gekommen , euch dieser Herausforderung , die Annapurna -Gebirgskette ,also die schönste Wanderroute der Welt , als "eure" zu ergründen ???? Einfach toll !
    Gern wäre ich Mäuschen gewesen , als ihr euch in Kathmandu wiedergesehen habt ! Das muss ein toller " Schwatz "für alle gewesen sein !
    Eure Reisebeschreibung mit den beeindruckenden Fotos Lässt mich bei allen Erlebnissen dabei sein-.Igitt ,hat mir Mo's blutiges Bein Leidgetan ! Aber auch , dass euch immer wider eine Erkältung zugesetzt hat . Es ist doch aber zum Glück alles glimpflich ausgegangen.Und die Erlebnisse , die ihr als Gruppe genießen konntet, entschädigen bestimmt.Die Fotos sprechen Bände .- Ich bewundere euch , wie ihr das Hochgebirge genommen habt ! Wenn ihrbei ca. 3500 m Atemnot bekommt - ich kanns nachfühlen , ich hatte diese schon beim Aufstieg zur Lomnitzspitze in der Hohen Tatra !-Den Manalu vor euch zu haben , war sicher ein erhebendes Gefühl und hatte die Mühen etwas vergessen lassen, stimmts ?Ich sage da nur : Hut ab !Ihr habt in den 18 Tagen viel auf euch genommen ,seid aber auch beispielsweise vom Reiz der Landschaft entschädigt worden.Ihr könnt stolz auf euch sein !-Während der gesamten Wandertour gab es immer wieder Aufregungen , Überraschungen-aber auch die herrlichsten Belohnungen.Die Sichtweisen zu manchem Thema , die Einblicke in die Welt der Nepalaner (u.a. nach dem schlimmen Erdbeben ) haben euch Erfahrungen machen lassen , die euch in keinem Buch ,in keinem Vortragusw. so nahe gekommen wäre.
    Nun bewegt mich folgende Frage : Wohin führt euch (ich nehme an wieder als Gruppe ) euer nächstes Ziel ?Wird es wieder solche Herauforderungen geben ?Das wünsche ich euch , aber auch dass ihr schön gesund bleibt und eine gute Zeit zu Hause genießen könnt !
    Es grüßt euch alle ganz herzlich Jörgs -Oma Renate.