Gesichter des Irans

Wenn uns jemand fragt was das Besondere an diesem Land ist, dann sind es ganz klar die Menschen. In keinem anderem Land wird man so oft mit „Welcome to my country!“ begrüßt, wird man so oft gefragt „Where are you from?“, wird man so oft selbst fotografiert, bekommt man so oft Essen oder andere Geschenke und wird man so oft zum Essen eingeladen.


Mit diesem Artikel möchten wir euch ein paar der Leute vorstellen, mit denen wir unsere Zeit im Iran verbracht haben. DANKE sagen möchten wir auf diesem Weg ALLEN mit denen wir in den zwei Monaten Kontakt hatten. Wir hatten eine außergewöhnliche Zeit…

 

Ali:

Wir haben gehört, in Tehran gibt es Stadtviertel für alles. Auch für Autoteile! Da müssen wir selbstverständlich hin! Jörg hat eine lange Liste geschrieben. Für die Adresse fragen wir uns durch, landen allerdings nur im Schrottplatzviertel. Bis uns Ali anspricht. Er hat zeitweise in England gelebt und freut sich die Sprache mal wieder zu sprechen. Eigentlich wollen wir nur schnell etwas essen mit ihm, aber dann sperrt er seinen Laden zu (er verkauft Steine, hauptsächlich Marmor), schnappt das nächste Taxi, führt uns ins richtige Autoteileviertel  und organisiert alles, wirklich alles was auf der Liste steht. Und wir sind ihm unendlich dankbar. Denn wie sich herausstellt, ist das Autoteileviertel mehr eine eigene Stadt als ein Viertel. Es ist das Paradies für Jörg. Hier gibt es für jedes Einzelteil ganze Läden. Von der kleinsten Elektronik, über Bremsbänder bis hin zu Läden für einzelne Federbriden. Wir hätten Tage gebraucht um die richtigen Läden für alle Teile zu finden.

Hassan:

 

Hassan ist Stoffverkäufer im ganzen Iran und zufällig zur gleichen Zeit wie wir in Teheran. Er übernachtet ebenfalls auf dem Platz bei Imam Khomeini und wir unterhalten uns einige Abende. Zum Schluss lädt er uns zu sich nach Isfahan ein. Er möchte uns seine Heimatstadt zeigen. So treffen wir uns ein paar Tage später dort wieder. Es ist bereits 18:00 als er uns abholt und da wir die Gepflogenheiten der Iraner noch nicht so gut kennen erwarten wir ein gemütliches Abendessen mit der Familie. Dies wird es aber erst nach Mitternacht geben. Iraner sind nachtaktiv. Für sie beginnt der Tag erst jetzt. Hassan zeigt uns die schönen Plätze außerhalb des Zentrums und bringt uns zum Sonnenuntergang auf den höchsten Berg ringsum. Wir treffen dort Freunde und kommen auf einen Aperitif mit zu ihnen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Als wir seine Frau und seine beiden Kinder kennen lernen ist es wie gesagt bereits nach Mitternacht. Der Sohn fängt gerade mit den Hausaufgaben an, die Tochter lernt für die Prüfung am nächsten Tag und wir starten langsam das Abendessen mit Früchten und Tee. Um 02:00Uhr verabschieden wir uns dann.

Maryan, Mr. Reza und ihre Familien:

Wir sitzen im Bus zum City Center von Isfahan, als plötzlich ein junges Mädchen neben uns sitzt und uns hier willkommen heißt. Völlig überraschend verbringen wir dann die kommenden 2 Tage zusammen mit ihr, Mr. Reza ihrem Englischschüler und ihren Familien. Wir haben ultra viel Spaß zusammen. Fahren durch die Stadt, haben Abendessen bei seiner Familie, Tee und Wasserpfeife bei Ihren Eltern, treffen uns im Garten mit Freunden und werden am Ende noch zu einer Hochzeit eingeladen. Als wir zurück nach Tehran müssen um unsere Visa abzuholen fällt es uns unendlich schwer uns los zu reißen. Wir werden die Zeit nie vergessen.

Ja, wir wissen. Euch interessiert wie eine Iranische Hochzeit abläuft… Aber ganz ehrlich, eine deutsche ist deutlich besser. In diesem Fall haben Frauen und Männer getrennt gefeiert. Es wird trotzdem viel, mit viel Körperkontakt getanzt. Was vor allem Jörg zu schaffen gemacht hat. Alkohol gibt es offiziell nicht, für Frauen auch inoffiziell. Die Trauung beginnt um 20:00Uhr, danach gibt es jede Menge Früchte, bis um kurz nach Mitternacht das Essen in einem weiteren Raum serviert wird. Gegessen wird im Stehen und wiederum getrennt. Was in diesem Fall dazu führte, dass die Männer bereits warten mussten, als die Frauen ihr Essen serviert bekamen. Denn nach dem Essen ist für die meisten der 500 Gäste Schluss. Nur ein kleiner Teil zieht mit in die neue Wohnung des Paares, wo bis in die frühen Morgenstunden weiter gefeiert wird. Am nächsten Tag kommen dann alle Gäste erneut und bringen die Geschenke.

Maziar:

Auf Reisen trifft man manchmal einfach so die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt. So war es mit Maziar. Wir waren auf der Suche nach einem geeigneten Stellplatz für die nächsten Tage in Shiraz, als er plötzlich da steht und uns anbietet unser Auto doch einfach in seinem Hof zu parken. Nur ein paar hundert Meter von der Innenstadt entfernt. Gerne können wir auch seine Dusche benutzen und bei ihm schlafen. Das lehnen wir aber dankend ab. Wir haben ja schließlich alles was wir brauchen. Er ist außerdem Besitzer eines der besten und bekanntesten Restaurants in der Stadt. Das Sufi 3 (GPS: 29°38’11.52“N, 52°32’06.62“E, Tel. 32998999) wurde uns schon von unserem Reiseführer empfohlen und stellt sich als richtig schicke Adresse mit richtig gutem Essen heraus. Wir werden von ihm eingeladen und verbringen dort einen sehr gemütlichen Abend zusammen.

Oase:

Wir sind mit Günther und Raschida auf dem Weg durch die Wüste. Die richtige Piste haben wir längst verloren, aber die Richtung stimmt. Also weiter geht’s. Genug Wasser und Diesel haben wir dabei und wir erwarten unser Zwischenziel am nächsten Tag zu erreichen. Und dann kommt mitten in der Wüste mal wieder eine dieser völlig unerwarteten Pausen im Iran. Wir erreichen eine kleine Oase, die auf keiner unserer Karten eingezeichnet ist und wollen nach dem Weg fragen… Muss ich weiter schreiben? Alle Familienmitglieder kommen zusammen, der Teppich wird ausgerollt, wir werden erst zu Chai und dann zum Essen eingeladen. Alles ist selbst hergestellt. Das Brot, der Käse und das super leckere Ziegenmilchöl. Alle erdenklichen Früchte, Gemüsesorten und Gräser wachsen im Garten neben dem Ziegenstall, der durch eine kleine Quelle am Berg mit Wasser versorgt wird. Als wir uns wieder in die Weite der Wüste verabschieden geht die Sonne langsam unter.

Hamid:

Iraner haben, wenn es um uns Ausländer geht irgendwie ein etwas übertriebenes Sicherheitsbedürfnis. Es ist eines der sichersten Länder überhaupt, aber am liebsten sehen sie es, wenn wir mit unserem Auto an einer Polizeistation stehen und nicht weit ab von allem. So kommt auch an jenem Morgen der Polizeichef persönlich um uns zu erklären, dass der Stellplatz in den Bergen ein klein bisschen gefährlich ist. Wir sind eh gerade am Packen und versichern ihm in der nächsten halben Stunde zu fahren. Eine Stunde später sind wir auf der Strecke und sehen am Straßenrand einen Tramper. Klar halten wir an um den Mann mitzunehmen, auch wenn das im Iran nicht ganz erlaubt ist. Als wir sehen wer da um einen Fahrplatz bittet müssen wir beide lachen. Es ist der Polizeichef vom morgen, der jetzt mit uns in die Stadt fährt. Als Dankeschön will er uns zum Mittagessen bei seiner Familie einladen. Wir haben Zeit, also warum nicht. Aus dem Mittagessen wird schließlich der ganze Tag, die halbe Nacht und wenn wir nicht weiter müssten wahrscheinlich auch noch der nächste Morgen. Wir lernen die ganze Familie und die Nachbarschaft kennen, werden aufs feinste bekocht, lernen selbst wie man das ultra leckere Kashk-e-Bademjan kocht, bekommen die Stadt gezeigt und fahren zusammen aufs Land.

Rasul und Saede:

Der Bruder von einem Freund von einem Freund aus Deutschland… Als er erfährt, dass wir in den Iran kommen bietet er sofort an uns seine Stadt zu zeigen. Von Mashhad wissen wir nicht viel außer, dass der 8. Imam Reza hier begraben ist und die Stadt deshalb so groß wurde. Leider ist es Touristen verboten das Heiligtum zu betreten. Aber dank Rasul und Saede können wir uns, mit einem von seiner Mutter geliehenen Tschador, tatsächlich unter die Gläubigen mischen und die beeindruckende Stimmung am Grab vom Imam erleben. Es ist bereits weit nach Mitternacht und dennoch herrscht hier reges Treiben. Familien sitzen in den Innenhöfen zusammen, Kinder spielen oder schlafen in den Armen ihrer Eltern. In den Hallen direkt um das Grabmal wird gebetet und die Gläubigen versuchen durch Berühren des weißvergoldeten Schreins noch näher mit dem Imam in Kontakt zu treten. Ein einmaliges Erlebnis nach einem einmaligen Abend. Wir wurden bereits um 18:00Uhr von Rasul und seiner Frau abgeholt. Das Robert, ein befreundeter Motorradfahrer, mitkommt ist völlig klar. In einem kleinen Vorort schlagen wir uns den Bauch schon mal mit typisch iranischer Eiscreme voll und sinnieren über die besten Plätze zum Leben. Die beiden bewerben sich gerade für ihre Doktorarbeiten in Holland und Dänemark. Eine gute Wahl wie wir finden. Anschließend lernen wir den Rest der Familie kennen und wissen gar nicht wohin mit all dem guten Essen, das extra für uns gekocht wurde. Die ganze Familie ist westlich orientiert, was in Kombination mit ihrer iranischen Gastfreundschaft zu einer Atmosphäre führt, in der wir uns binnen Minuten bei guten Freunden zuhause fühlen.

Matesa, Matin und ihre Eltern:

In Mashhad verbringen wir die Nächte im Ghadir Park und treffen dort gleich jede Menge netter Leute. Neben Robert, einem Motorradfahrer aus Aschaffenburg, Marleen und Roderick mit ihrem Circumbendibus auch Matin und Matesa mit ihren Eltern. Die Familie kommt jeden Abend hier her um nach dem Sonnenuntergang das Fasten zu brechen. Trotz schlechter Geschichten aus Deutschland (ein Kumpel wurde bei einer Motorradtour von deutschen Rockern niedergestochen), freut er sich über die Gespräche mit uns. Der kleine Matesa verliebt sich in Jörg, der jeden Abend eine Runde Fußball mit ihm spielt. Matin nimmt Johanna genau unter die Lupe und zeigt uns stolz seine Schrauberhände. Er hilft seinem Vater in den Ferien beim Mopeds reparieren. Fatema versorgt uns jeden Abend mit einer neuen Köstlichkeit und wir wissen gar nicht wie wir Danke sagen sollen. Am Ende begleiten uns dann die Jungs sogar noch zum nahegelegenen See, bevor wir uns tatsächlich aus der Stadt verabschieden.

Jalal und sein Team:

Wir haben unsere Visa für Turkmesistan nicht bekommen und darum umplanen. So sind wir in die Hände von Jalal und seiner Familie geraten. Eigentlich organisiert er für uns den Alternativplan (mehr dazu im nächsten Beitrag). Er hat seine eigene Agentur und ist viel beschäftigt. Trotzdem will er, dass wir seine geliebte Heimatstadt Bandar-e-Anzali in bester Erinnerung behalten. Wir wissen, dass er wenig Zeit hat und stimmen darum nur zögerlich der Fahrt in die größte Lagune in Zentral Asien zu. Eine einmalige Bootsfahrt zwischen tausenden von Vögeln und mannshohem Schilf zu den unter Schutz stehenden Lotusblüten. Anschließend schlendern wir mit ihm und seiner Frau über die Wellenbrecher am Hafenbecken, futtern super leckere Sandwich und genießen unseren Kit Kat Milch Shake in einem gemütlichen Teehaus. Das alles, nachdem er uns am Mittag schon zu leckerem Fisch und dem für die Region berühmten Kaviar! eingeladen hat. Die Nacht dürfen wir sogar in seinem Büro übernachten. Nein, wir werden die Stadt bestimmt nicht vergessen!

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Oma Renate (Sonntag, 31 Juli 2016 16:31)

    Hallöchen , ihr zwei,heute habe ich euren neuen Beitrag eben erst gelesen,Ich war in Holleben . Bestimmt haben euch am WE die Ohren geklingelt, soviel haben wir von euch erzählt. Liebe Grüße von Franzens !
    Aber wie überrascht ich von euerm neuen Beitrag bin , muss ich nicht sagen ( Mutti sagte mir am Telefon , dass ihr wieder einen Beitrag im Netz habt). Danke dafür ! Die Freude ist immer riesengroß ,wenn ich von solchen wunderbaren Bekanntschaften und den Erlebnissen mit ihnen lese!Einfach klass. Bestimmt werdet ihr euer ganzes Leben lang nicht davon vergessen können !-Die Sache mit der Autoteilesuche , das war ja wirklich toll. Das wäre gewiss auch für Vati Frank ein Paradies !Dank Ali !
    Dann hat mich u.a. das Foto sehr beeindruckt, auf dem du , liebe Ann-Katrin , mit dem süßen Baby bist . Das steht dir super !!!!!!!!!!!
    Alle Bilder sind wier wunderbar , ich muss sie mir mehrfach anschauen , z.B. auch die von der phantasievollen Blumengarten gestaltung.Da kann ich mir einiges abgucken.-Aber was bauen die Jungs denn außerhalb der Stadt in ihren privaten Gärten an , ich kann es nicht ergründen.
    In die Maziar-Gaststätte zu Soofi 3 wäre ich auch gern mal mitgekommen !War bestimmt lecker.
    Euer Mut , so durch die Wüste zu fahren , hat mich schon sehr fasziniert ! Aber dass dann der Polizeichef persönlich dabei ist , das ist wirklich toll. Es sind eben alles nur Menschen !
    Ich wünsche euch weiterhin so wunderbare Bekanntschaften / Erlebnisse !
    Wenn die Eltern bei euch sind , werden sie das zu genießen wissen -und ich beneide euch dann ein bisschen ! Ihr schreibt dann bitt einen aktuellen Eintrag-und ich bin dabei !
    Bevor ich Tschüss sage, möchte ich euch noch fragen , was ich für euch gUTES tun kann,bitte lasst es mich wissen !-Lb:Grüße -OmA Renate.

  • #2

    die Alten (Sonntag, 31 Juli 2016 19:14)

    Hi ihr 2!
    Wunderschön geschrieben! Wir staunen jedes Mal wie klein unser Gesichtsfeld ist und wie wenig wir über die Welt wissen. Wir freuen uns schon ein Stück dessen mitzuerleben.
    Liebe Grüße

  • #3

    Djavlon (Montag, 01 August 2016 14:21)

    Hallo ihr Weltbummler! Seit unserer Begegnung am Flughafen Baku schaue ich ab und zu in euer virtuelles Tagebuch und staune ;) Mein Angebot das Auto bei meinen Eltern im Hof in Taschkent, Usbekistan abzustellen gilt nach wie vor. Die wissen auch schon bescheid. Jörg müsste meine Handynummer gespeichert haben. Wann werdet ihr ca da sein können/wollen? Nach meiner Rückkehr aus Aserbaidschan war ich vergangene Woche in der Mongolei. Also, wenn ihr da auch eine Unterstützung braucht, so ist es auch kein Problem! Ein guter Freund von mir wohnt auf dem Land in Ulaanbaatar und ihr könntet das Auto auch dort abstellen. Ich war auch an der chinesischen Grenze im Süden der Mongolei, und zwar in Zamin Uud. Falls euer Weg auch darüber geht, könnte ich euch mit Paar Tipps aushelfen ;) Mir war aufgefallen, dass Chinesen über die Grenze keine Autos, außer mit chinesischen Nummernschildern und LKWs wie Busse, durchlassen. Ein paar (Auto-) Reisenden mussten ihre Autos in der Mongolei stehen lassen und sind mit den Taxis (russische UAZ Autos) über die Grenze weitergefahren. UAZ erweckt keine Begehrlichkeit in China und dürfen deswegen ausnahmslos ins Land. Also, macht euch im Vorfeld schlau ob ihr mit eurem LKW über die Grenze dürftet, falls euer Weg über China führen soll.
    Beste Grüße aus Hamburg,
    Djavlon