Nur ein weiterer Brief

Vor ziemlich genau einem halben Jahr haben wir uns für eine Woche arbeitslos gemeldet. Für alle die jetzt aufschreien wollen, dass sie unsere Reise finanzieren… Wir haben keinen Cent vom Arbeitsamt bekommen und wollen das auch gar nicht. Es war lediglich hilfreich zum Kündigen einiger Versicherungen und zur Sicherung unserer bisherigen, theoretischen Ansprüche. Trotzdem war es komisch plötzlich auf dem Amt zu stehen und die Frage warum man denn seinen guten Job gekündigt hat vernünftig zu erklären, während hinter der nächsten Stellwand Kevin* sitzt und seine 5. Anstellung verloren hat.

 

Ein halbes Jahr ist das jetzt her. Und somit ca. ein dreiviertel Jahr seit wir unsere Kündigung eingereicht haben. Viele haben damals gefragt, ob es denn nicht ein komisches Gefühl sei. Schließlich gibt es nach einer Kündigung eher schwer ein Zurück. Der Arbeitgeber macht sich in der Regel auf die Suche nach jemand Neuem, die Kollegen versuchen sich darauf einzustellen in nächster Zeit einiges übernehmen zu müssen und man selbst nimmt keine neuen Großprojekte mehr an, sondern versucht die aktuellen noch irgendwie rechtzeitig abzuschließen. Und trotzdem war das Einreichen der Kündigung für mich nur ein Schritt von mindestens 100 die im letzten Jahr vor der Reise zu erledigen waren. Da mussten Versicherungen gekündigt und abgeschlossen werden, Impfungen und Arztbesuche waren rechtzeitig zu erledigen, das Hab und Gut verstaut werden und natürlich auch die Finanzen für die Reise geklärt sein. Da war die Kündigung erstmal nur ein weiterer Brief den man verfasst und dann abgibt. Ein kurzes Schreiben mit lediglich 2 Sätzen reicht aus um die Sache zu besiegeln. Im Kopf war dieser Schritt schon lange klar. Nachdenklich wird man erst wenn man beginnt sich von den Kollegen zu verabschieden, anfängt seinen Schreibtisch auszuräumen und dann tatsächlich ein letztes Mal durch das Drehtor am Eingang geht.

 

Ich hatte die Erfahrung einen Arbeitsplatz zu verlassen bereits einige Jahre vorher schon einmal erlebt und weiß, dass es wie immer sein wird. Man verbringt fast mehr Zeit mit den Kollegen als mit den Freunden. Mit den meisten versteht man sich ganz gut, einige mag man weniger, andere dafür mehr. Von diesen verabschiedet man sich besonders herzlich. Es gibt aber leider immer nur ganz wenige Kollegen, zu denen man im Anschluss noch Kontakt hat. Das ist es, was die Vorfreude auf das Kommende an einem solchen Tag eintrübt. Angst davor ab jetzt ohne sicheren Job zu sein hatte ich nicht. Ich bin mir sicher, dass auch die Zukunft viele spannende Aufgaben für uns bereit halten wird.

 

Heute, nach einem halben Jahr auf Reisen, hat es sich bereits gelohnt diesen kleinen, aber so bedeutenden Brief abgegeben zu haben um eine andere Art von Stress zu erleben. Und wenn man dann noch ab und zu eine Mail, einen Anruf oder sogar ein Treffen mit den alten Kollegen schafft, überwiegen eindeutig die positiven Aspekte.

 

Auf diesem Wege: Alles Gute für all unsere ehemaligen Kollegen!!!

 

*Name von der Redaktion geändert. ;-)

 

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Kommentare: 1
  • #1

    sebastian fiedler (Freitag, 12 Februar 2016 21:51)

    Das klinkt ja ein wenig melancholisch. Habt keine angst arbeiten müsst ihr ja noch genug, genießt die Zeit.
    Und denkt bitte daran uns stehen noch einige rad-/wandertouren und große Feiern bevor.
    Wir müssen auch noch einige Versicherungen kündigen.

    Viele Grüße senden Susi, Friederike und Sebastian