Keine Visa für Turkmenistan

Verschiffung Robur LO Wohnmobil Iran Bandar-e-Anzali nach Kazachstan Aktau

Wie wir euch schon beim letzten Mal berichtet haben, unterliegen unsere Pläne einem recht konstanten Wandel. Der Plan ist immer noch unseren kleinen grünen Begleiter im Winter in Kirgistan zu lassen und uns vorher noch mit Jörgs Eltern und einer Freundin zu treffen. Während wir Runden durch den Iran gekreist sind, erreichte uns allerdings die Ablehnung für das beantragte Turkmenistan Visa.

Ein kleiner Blick auf den Globus reicht schon aus um fest zu stellen, dass dies eine Katastrophe für Reisende mit dem eigenen Fahrzeug ist. Die Ausweichoptionen sind an einer Hand ab zu zählen.


-   Die Fahrt durch Pakistan oder Afghanistan war uns zu gefährlich.
-   Der Weg um das Kaspische Meer war uns zu weit. Außerdem haben wir noch

    kein Russland Visa.
-   Die beliebteste Alternative unter den Reisenden ist dann die Fähre von Baku

    nach Aktau. Uns blieb diese Option leider verwehrt, denn unsere

    Einreisesperre für Azerbaijan ist immer noch gültig.

 

Robur Wohnmobil Verschiffung Iran Kazachstan

 

Nach einem mehrtägigen Brainstorming sind wir dann los gezogen, um zu checken wie unser Fahrzeug ohne uns durch Turkmenistan kommen kann. Letztendlich bestehen folgende Möglichkeiten:


-   Das Fahrzeug wird von einem Fahrer durch Turkmenistan gefahren und an

    den jeweiligen Grenzen Übergeben. – Uns war es zu aufregend!
-   Das Fahrzeug wird in einen LKW oder einen Container verladen und von Iran

    nach Usbekistan verfrachtet. Mit etwas Zeit kann man sogar den Laderaum

    teilen und Kosten sparen. 
-   Das Fahrzeug wird auf ein Frachtschiff verladen und nach Kasachstan

    verschifft. Das geht sowohl im Container als auch ohne.


Wir haben letztere Variante gewählt, da es zunächst wie die günstigste Variante schien. Sämtliche Möglichkeiten haben wir von einer Transportagentur in Mashhad angeboten bekommen. Alle Beteiligten waren sehr bemüht und haben gemeinsam mit uns versucht, mögliche Lösungen zu finden.

 

 

Nachdem in Mashhad alle Formalitäten geklärt waren haben wir uns direkt auf den Weg nach Bandar-e-Anzali gemacht und waren 3 Tage später dort. Die Tage bis zur geplanten Verschiffung haben wir genutzt, um unseren Kleinen fertig für’s Schiff zu machen. Leider wussten wir bis dorthin noch nicht, ob wir per Container oder ohne verschiffen werden und haben uns auf die deutlich aufwendigere Variante Container vorbereitet. 2 Tage vor dem geplanten Verladen kam dann die vermeintliche Erlösung. Wir verschiffen ohne Container und Coocie soll geschützt unter Deck stehen. Wir packen unsere Sachen und geben ihn schweren Herzens im Hafen ab. Unser Agent Jalal und sein Team in Anzali, kümmert sich um den Papierkram. Da das Schiff vermeintlich einen Motorschaden hat, kann Coocie erst etwas später als geplant verladen werden. Leider hatten wir uns zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg nach Teheran, bzw. Aktau gemacht. Der Flieger geht nur einmal die Woche und da das Schiff max. 3 Tage über das kaspische Meer braucht, wollen wir rechtzeitig in Aktau sein. Wir haben unserem Agenten allerlei Info’s zum Verladen gegeben und hoffen inständig, dass alles beachtet wird. Aber unser Agent ist super! Er schickt uns während dem Verladevorgang immer wieder Bilder und versichert sich, dass alles ordentlich verzurrt ist. Leider wird Coocie nicht wie versprochen unter Deck, sondern auf Deck verschifft…

Für uns die Lehre, dass er beim nächsten Mal doch in einen Container kommt! Da steht er sicher vor Sturm und Meerwasser und wir können ihn selbst verzurren.

 

 

In Aktau angekommen, genießen wir zunächst die neue Freiheit. Kein Kopftuch, kurze Ärmel, nette Bars, Bier, Wein und das Meer direkt vor der Haustür. Die Überfahrt soll wie gesagt 3 Tage dauern. Coocie hat den Hafen in Anzali Mittwochs verlassen und somit haben wir vier entspannte Tage.

 

 

Samstag finden wir heraus, dass sich unser Schiff mit einem weiteren Motorschaden in Turkmenistan befindet. Wir finden eine Website und verfolgen es von nun an online. Montag liegt es dann kurz vor dem Zielhafen vor Anker und wir kontaktieren unseren Agenten in Aktau. Da die Güter, die mit zurück in den Iran sollen, noch nicht vollständig sind, soll das Schiff erst am nächsten Tag in den Hafen. Gut, wir verlängern abermals unser Hotel, gehen Burger essen, packen alles zusammen und fahren am nächsten Tag früh in den Hafen. Wir warten den ganzen Tag auf Nachricht. Am Abend rufen wir erneut bei der Agentur an, die uns versichert, dass sie sich am nächsten Tag meldet, sobald das Schiff einläuft. Also zurück ins Hotel. Mittlerweile ist das Schiff mit Coocie eine Woche unterwegs... Die nächsten beiden Tage verlaufen ähnlich. Wir sitzen im Hotel, warten auf den erlösenden Anruf und bekommen spät die Nachricht, dass es heute leider nix mehr wird, aber bestimmt morgen.

 

Donnerstagnachmittag: Wir entschließen uns persönlich im Büro der Agentur vorbei zu schauen, denn persönlich lassen sich manche Dinge einfach besser klären. Der Chef persönlich versucht zwei Schiffe zu tauschen. Morgen bekommen wir unser Auto versichert er uns. Die gute Seele der Firma, Zahra die Sekretärin, ist schon etwas skeptischer, tut aber was sie kann… Die Stimmung steigt leider nur kurzzeitig. Auch am nächsten Tag läuft das Schiff nicht in den Hafen ein.

Eigentlich wollen wir durch Uzbekistan nach Almaty fahren, wo in 2 Wochen Jörgs Eltern zu Besuch kommen. Unser Visa für Uzbekistan ist jetzt jedoch nur noch 10 Tage gültig und es sind knapp 2000km bis zur nächsten Grenze. Kommt das Auto am nächsten Tag nicht, bedeutet das fast 1000km Umweg und ein unnötiges Uzbekistan Visa.

Kommt das Auto auch bis Montagnachmittag nicht, bekommen wir zusätzlich noch Probleme mit unserer Aufenthaltsgenehmigung in Kasachstan. Man bekommt 15 Tage bei Einreise, kann diese aber nur verlängern in dem man das Land verlässt und dann für weitere 15 Tage einreist. Bleibt man länger als diese 15 Tage im Land, kostet es 5.000$ pro Person oder 20 Tage kazachisches Gefängnis… Beides können wir uns nicht leisten.

Wir gehen erneut zur Agentur und hoffen mit diesen Informationen klar zu machen, wie dringend wir unser Auto brauchen. Wir erhalten die gleiche Antwort wie jeden Tag. Man versucht alles und morgen sollte das Auto da sein… Wieder warten, hoffen und mittlerweile auch Pläne schmieden. Wir spielen alle Szenarien durch:

 

-   Kommt unser Auto im Laufe des Samstags, fahren wir zur Grenze und

    versuchen innerhalb der uns verbleibenden 10 Tage durch Uzbekistan zu 

    kommen.
-   Kommt das Auto Sonntag wird es knapp. Wir müssen vermutlich zur

    Kazachisch-uzbekischen Grenze fahren unser Visa verlängern und dann die

    500km Umweg in Kauf nehmen.
-   Wenn das Auto Montag erst kommt, dann wird es schon knapp. Es sind    

    600km bis zur Grenze auf teilweise sehr schlechten Straßen. Das würde

    bedeuten wir wechseln uns ab mit Fahren und brettern die Nacht durch.
-   Kommt das Auto später, müssen wir das Land ohne unser Auto verlassen.

    Aber wie?

    Einen Flughafen gibt es in der Stadt und wir könnten nach Baku fliegen. Das

    kostet viel Geld und eigentlich gibt es ja noch die Einreisesperre für

    Azerbaijan. Am Hafen ginge auch die Fähre nach Baku, evlt. könnte man uns

    hier ausreisen und wieder einreisen lassen. Man könnte auch unser

    Uzbekistan Visa opfern. Lange genug ist es dann eh nicht mehr gültig. Aber

    wie kommen wir zur Grenze? In die nächstgelegene Stadt fährt ein Nachtzug,

    die restlichen 90km müsste man mit dem Taxi zurücklegen.


Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, aber unsere starb. Samstag ist trotz privater Handynummer niemand bei der Agentur zu erreichen. Sonntag auch nicht. Montag sitzen wir um 8Uhr morgens wieder im Büro. Wir fahren gemeinsam in den Hafen, man will unsere Aufenthaltsgenehmigung bis zum Nachmittag dort verlängern. Klappt aber nicht. Man tauscht 2 Schiffe und stellt uns Papiere aus, mit denen wir in der Nacht ohne langes Hadern unser Auto bekommen können um dann an die Grenze zu donnern. Jetzt beginnen sich unsere Gedanken zu drehen. Kommt das Auto nicht, müssen wir innerhalb von weniger als 24h irgendeine Grenze erreichen. Einen Flug gibt es nicht mehr, Leihwagen gibt es hier auch nicht. Der letzte Zug fährt um 22Uhr. Fahren wir mit dem Zug oder vertrauen wir der Agentur nach all dem Trouble? Um 20Uhr kommt dann der entscheidende Anruf. Gerade noch rechtzeitig teilt man uns mit, dass Coocie auch heute Nacht nicht kommt…

Also auf zum Zug, 9h bis Beyneu, 2h mit dem Taxi zur Grenze, dann Warten. Di. 26.07.2016 13:00 Uhr haben wir die Grenze nach Usbekistan passiert. Aber noch bevor wir das Grenzgelände verlassen drehen wir um und reisen wieder nach Kazachstan ein. Mit dem Taxi geht es die 10h zurück. Schließlich wollen wir da sein, falls unser Auto kommt.

 

Die Taxifahrt war durch ultra schlechte Feldwege zwar sehr anstrengend, aber die wunderebare Musikwahl von Modern Talking bis zu den Russian Girls hat uns doch irgendwie erheitert... ;-)

 

Und siehe da, scheinbar hatte die ganze Aufregung zumindest einen Nutzen. Das Schiff kommt tatsächlich am nächsten Tag. Wie wir Montagnacht all die Formalitäten hätten erledigen sollen, ist uns schleierhaft… Wir brauchen den ganzen Tag und können erst um Mitternacht vom Hafengelände rollen.


Wir sind trotzdem heilfroh, dass es unserem Kleinen gut geht. Ohne einen Kratzer hat er die Aktion überstanden. Jetzt schnell schlafen und dann ab nach Almaty…

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Kommentare: 1
  • #1

    Oma renate (Sonntag, 28 August 2016 13:06)

    Hallo ,liebe Weltreisende, zuerst wünsche ich euch beiden und euerm Besuch einen wunderschönen Sommer-Sonntag !- Hier ist es brütend heiß ,33°C im Schatten , ewig keinen Tropfen Regen -das ist einfach für mich zu viel .Aber alles hat eben 2 Seiten , und so sitze ich am PC und erfreue mich über den neuen Eintrag .Danke dafür ! Er ist wieder sehr beeindrucken und herrlicch anschaulich dokumentiert ! Meine Lieben , da dieser Reiseabschnitt bereitsGeschichte ist , weiß ich , dass letztendlich doch alles gut ausgegangen ist.Als ihr da so in der Warteschleife wart und um Cookie gebangt habt , habe ich / haben wir das hier zu Hause auch getan -für euch gehofft und gebetet !Aber jetzt ist es beim Lesen noch viel , viel aufregender ! Ein Glück ,dass alles so ausgegangen ist !Ich staune immer wieder, wie ihr Kontakte knüpft, euch mit solch Superleuten wie Zarah und dem Agenten verständigt.... bewundernswert !Im Angescht der evt. Strafen kann ich es euch wohl nachfühlen , wie ihr um euern " Kleinen "schweren Herzens gebangt habt !-Aber nun ist s geschafft , ihr hattet erneut aufregend schöne Erlebnisse , auch mit deinen Eltern , lieber Jörg. Ein bisschen habe ich davon bereits erfahren , warte aber sehr gespannt auf den Nächsten Eintrag , bummelt bitte nicht, liebe Silke und Frank !(Wird doch ein Gasteintrag-oder ?)
    Meine liebe Ann-Katrin und lieber Jörg, eine gute und nicht so aufregende Weiterreise wünscht euch eure Oma Renate.