Ihr lieben Azerbaijanischen Volkskünstler

Vor vielen Jahren, als wir noch zur Schule gegangen sind, scherzte mein Deutschlehrer häufig über eine kleine Gruppe von Menschen. Damals waren sie wie eine Legende für mich. Eine winzige Gruppe von Menschen die man wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen wird. Die Azerbaijanischen Volkskünstler.

Sie zählen so um die 10 Mio. Mitglieder und verstecken sich zumeist im Kaukasus und dessen Umland. Leider scheinen die Obervolkskünstler Besuch nicht sonderlich zu mögen. So geschah schon an der Grenze das erste Unglück. Trotz unseres Touristenvisa  für 30 Tage billigte man uns an der Grenze nur 3 Tage Transit. Unser Auto erfülle nicht die Euro 4-Norm. Da hatte der Kollege leider völlig Recht. Als wir dann mal drin waren mussten wir uns sputen, denn jeder überzogene Tage sollte 200$ kosten. So schnell unser Kleiner uns also getragen hat sind wir Richtung Baku gehuscht, bis er nicht mehr wollte. Auspuff verloren und platter Reifen auf 10km. Mit einem halben Tag Verspätung sind wir also in Baku gelandet und wollten bei den Oberobervolkskünstlern vorsprechen um etwas Aufschub zu erbitten. Gelandet sind wir letztendlich beim Hauptzollamt. Nach kurzer Vorsprache und langer Mittagspause haben die super netten Herren uns 2 Wochen gegeben. Von da an war erstmal alles super entspannt. Zurück am Auto wartete der  Parkplatzwächter mit Tee und Schaschlikspießen auf uns. Ganze 4 Tage und Nächte haben wir in Baku verbracht. Eine Stadt so sauber und aufgeräumt wie ich noch keine gesehen habe. Die Fußgängerunterführungen aus glänzend poliertem Marmor, der Asphalt Formel 1 tauglich und der Rasen perfekt gestutzt. So geschah es, dass wir uns hier 4 Tage umgeschaut haben. Am meisten haben wir wohl aber die guten Bars im europäischen Stil genossen. Diese sind in der Tat rar hier unten. Die internationale Aufmerksamkeit für dieses kleine Land wächst  stetig und bringt das nötige Publikum. Die großen Gas- und Ölvorkommen und die strategisch günstige Lage zwischen dem Kaspischen Meer, Russland und dem Iran bringt hier viel internationalen Einfluss. Mit Eurovision Song Contest, den ersten European Games und in diesem Jahr der Formal 1 bringt sich das Land auch in Europa immer wieder in die Medien. Derzeit konzentriert  sich die Aufmerksamkeit noch auf Baku, wird aber wahrscheinlich im ganzen Land zu spüren sein. Die Autobahnen sind in Bau und so bekommen wir, hier und da, auch die ersten Tagesausflügler aus Baku zu sehen.

 

 

Noch sind weite Teile des Landes jedoch touristisch sehr, sehr wenig erschlossen. Vielleicht fühlen wir uns deshalb so sicher wie in keinem Land bevor. Genau wie alle Einheimischen würde ich hier ohne Zögern mein Auto offen stehen lassen. Neben dem Unverständnis für die Kampfhandlungen bekommen wir vom Bergkarabach-Konflikt nichts mit.
Leider haben wir den Norden des Landes nur schnell  durchfahren ohne ihn wirklich zu sehen. Der südliche Teil bietet dennoch genug für uns, um ein paar weitere Tage zu bleiben. Nach einem Besuch am Feuerberg und bei den Zoroastriern haben wir uns auf den Weg zu einem der vielen Vulkane gemacht. Dieser aktive Vulkan war aber kein normaler Vulkan. Wir hatten es hier mit einem Schlamm-Vulkan zu tun. Gespeist aus Quellwassern und Schwefel, blubbert es hier unaufhörlich vor sich hin. Für uns ein perfekter Stellplatz für den Tag und die Nacht.

 

 

Danach haben wir noch ein paar super entspannte Tage in und um Lankaran verbracht, bevor das Land an der Grenze wieder seine Obervolkskünstler auf uns los lies. Da uns dieses Land und seine entspannten Leute so gut gefallen haben sind wir mehr als 10 Tage hier versackt. Dumm nur, dass man sich dann hätte bei den Behörden anmelden müssen, wie wir bei der versuchten Ausreise erfahren haben. Strafe: ca. 200€ pro Person!!! Für uns viel zu viel... Alternative: ein Jahr Einreisesperre! Für uns bedeutet es das canceln unseres Backup-Plans, falls wir kein Turkmenistan-Visa bekommen… Auch hier sind die Beamten sehr nett, sprechen sogar deutsch, aber Vorschrift ist Vorschrift und so müssen wir uns am Ende für die Sperre entscheiden.
Was bleibt ist jedoch die Gewissheit, dass Azerbaijanische Volkskünstler allesamt super nett sind, sich das Land mit seinen Gesetzen nur etwas zu sehr verkünstelt hat. Dieses kleine Land hat sich auf jeden Fall zu einem echten Highlight auf unserer Reise entpuppt und wird uns in bester Erinnerung bleiben.

 


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Kommentare: 5
  • #1

    Bine (Samstag, 04 Juni 2016 10:40)

    Na Ihr 2,
    es ist schön von euch zu lesen. Dieses Land scheint wirklich sehr faszinieren zu sein.
    Jörg: meinste nicht, dass eine Rasur dir langsam gut tun könnte? =P
    Lasst es euch gut gehen und schreibt bald wieder =)
    Liebe Grüße

  • #2

    Julia (Samstag, 04 Juni 2016 12:45)

    Sehr coole Bilder...wie eine risengroße Filmkulisse :-)
    Passt auf euch auf <3

  • #3

    Julia (Samstag, 04 Juni 2016 12:46)

    riesengroß natürlich mit ie...ihr braucht ne Editier-Funktion :D

  • #4

    Oma Renate (Sonntag, 05 Juni 2016 11:15)

    Hallo , ihr zwei Lieben , endlich wieder so ein wunderbarer Eintrag ! Danke dafür !-Es ist mehr als beeindruckend , was ihr so erlebt ( wovon ich noch nie gehört habe !), z.B. von den Zoroastrier... alles wirklich richtige Highlights !
    Ann-Katrin , dein toller Freudensprung zeigt wie gut es euch gefällt -und auch geht.Das ist super.-Das Vulkanfeuer erinnert mich sehr an Lanzarote , lang ist es her.-Ich staune immer wieder wie robust der LO alle Schlammschlachten und andere Probleme meistert.-In der Gaststätte hängt da gleich mal ein halbes Schwein , oder was ist das ?-Mein Junge , da hat dich aber Ann-Katrin zum Festessen rausgeputzt : mit Sakko , klasse!
    Ihr zwei , ich wünsche euch heute einen erlebnisreichen , schönen Sonntag , dann eine gute , hindernisarme Weiterreise -und freue mich auf den nächsten Eintrag !
    Bleibt gesund !-Eure Oma Renate.

  • #5

    Peter (Donnerstag, 23 Juni 2016 17:07)

    Hallo,
    hat die Verlängerung für das Fahrzeug was gekostet ?
    Wir wollen auch bald nach Asebaidschan und unser Jumbo ist halt auch schon älter...
    Gruß
    Peter